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Kichenführer für das älteste Bauwerk in Bad Ems

Eine Besichtigung ist im Rahmen von Stadtführungen möglich
sowie im Zusammenhang mit Gottesdiensten und Veranstaltungen

Das Glockengeläut der Martinskirche

Historischer Rückblick

1130-1150 
Bau der romanischen Kirche als Anbau an den Turm
1530 
Wechsel zur reformatorischen Glaubensrichtung
1720  
Großer Dorf-Brand in Ems, die Kirche wird erheblich beschädigt
1725-1730  
Wiederaufbau im Barockstil mit starken baulichen Veränderungen, Abbruch des Hochaltars
1859  
Einbau von hölzernen Emporen auf beiden Seiten über den vorhandenen Emporen
1886  
Verlagerung des Haupteingangs (an der Südseite) in den Turm (Westseite)
1957/58  
Weitgehende "Rückromanisierung" sowie Abbau der Holzemporen im Rahmen einer Außen- und Innenrenovierung
1998/2000  
Außenrenovierung
2012/14  
Innenrenovierung (Rücksetzung in ursprüngliche romanische Ausmalung),
2014  
Orgelneubau (Hersteller Firma EULE, Bautzen)


Rundgang durch die Kirche

A   Ab 1886 Haupteingang im Turm: Der Turm stammt aus spätkarolingischer Zeit und war Fluchtturm der Siedlung Ems.

B   Eingangsbereich: Orthodoxes Marmorkreuz auf der linken Wand, (hing lange im Chorraum) im Gedenken an die Toten des 1. Weltkriegs.

C   Mittelschiff: Mit Kasettenstruktur bemalte Mittelschiffdecke (in Anlehnung an die Romanik). Auf der Orgelempore die neue EULE-Orgel aus dem Jahr 2014

D   Südliches Seitenschiff: Am Treppenaufgang zu den Emporen, rechts eine teilweise verdeckte Gedenktafel. In der Südostecke Reste einer mittelalterlichen Malerei, offengelegt im Zuge der Innenrenovierung 2013/14. Daneben eine Gedenktafel für J.C. Gödeck.

E   Ehemaliger Haupteingang (Hochzeitspforte): Portal des ehemaligen Haupteingangs (auch von außen
sehenswert) im romanischen Originalstil des Kirchenbaus erhalten.

F   Der Chorraum: Die nachfolgend beschriebenen Ausstattungselemente wurden durch Spenden finanziert
- Chorraumfenster auf der Ostseite, eingesetzt 1999
- Altarkreuz von 2000
- Ambo und Taufstein, beide von 2005.
Entwürfe für Altarkreuz, Ambo und Taufstein von Frau Lies Ebinger, Herstellung in der Keramischen Werkstatt Ebinger, Bad Ems.

G   Nördliches Seitenschiff: Auch hier mehrere Ausstattungselemente:
- Nordostecke: Gedenktafel für eine Emser Bürgerin
- Christuskopf, Teil des steinernen Kruzifixes, stand bis 1826 auf dem die Kirchhof der Kirche
- Turmwand an der Nordwestecke, zwei Gedenktafeln für die Gefallenen des Krieges 1870/71
- den Dank an Kaiser Wilhelm I.

H   Sakristei (Späterer Anbau)

Chorraumfenster, Altarkreuz, Ambo und Taufbecken konnten durch persönliche Geldzuwendungen von Mitgliedern der Kirchengemeinde angeschafft werden, ebenso die restauratorische Freilegung der mittelalterlichen Malerei (bei D). Für die Innenrenovierung und den Orgelneubau mussten Darlehen aufgenommen werden.


Apsisfenster

St. Martin ist der Namenspatron der Kirche. Nach der Legende soll der heilige Martin seinen Mantel zerteilt haben, um einen frierenden Bettler zu wärmen. Dementsprechend hat die Gestaltung des Apsisfensters
die Teilung zum Thema. Dieses Motiv wurde im Apsisfenster aufgenommen. Eine Diagonale durchzieht das Fenster von rechts oben nach links unten. Den Mittepunkt des Fensters bildet ein sonnengelber Kreis mit einem blutroten Zentrum in Form eines Bluttropfens, Symbol für den Tod Christi. Die Tropfenform verbindet sich mit dem Rot des Mantels, der sichtbar in zwei Hälften geteilt ist. Als weiteres Symbol der Teilung erinnern fünf Brote und zwei Fische an die biblische Geschichte von der Speisung der Fünftausend. Die
Andeutung eines Fischernetzes verweist auf den Auftrag Jesu: "Folgt mir nach; ich will Euch zu Menschenfischern machen!".

Der rote Kreis an der oberen Rundung des Fensters bedeutet das Auge Gottes, umgeben von zarten farbigen Abstufungen der Gläser, halbkreisförmig symbolisierend die göttliche Welt. Die Spende eines Gemeindegliedes ermöglichte im Zeitraum der Außenrenovierung in den Jahren 1998 bis 2000 die Erneuerung dieses Apsisfensters. Die Gestaltung stammt von dem Gemeindeglied Frau Lies Ebinger; die
Ausführung der Arbeiten erfolgte durch die Glaswerkstatt Rainer Keller in Höhr-Grenzhausen.


Altarkreuz

Über dem Altar der Kirche erhebt sich ein mehr als zwei Meter hohes, freistehendes Kreuz. Es gliedert die große weiße Wandfläche des Chorraumes. Das Kreuz ist aus Keramikelementen geformt. Sie sind ohne Mörtelbindung an einer U-förmigen Metallschiene aufgereiht. Die Oberflächen der Keramikelemente sind aus unglasiertem roten Ton, mit Wülsten strukturiert. Die tiefer liegenden Flächen sind vergoldet. Der Schnittpunkt der Kreuzbalken, das vergoldete Zentrum auf weinrot glasiertem Untergrund, stellt nach johanneischer Theologie in romanischer Tradition das Zeichen des Sieges dar: Gott überwindet das Leiden durch den Kreuzestod Jesu. Die Kreuzenden ragen in ihren Abmessungen geringfügig über die Breite des Kreuzbalkens hinaus. Sie sind wie der Untergrund des Zentrums mit einer weinroten Glasur versehen.

Die Initiative zu diesem  außergewöhnlichen Beispiel einer Symbiose zwischen Stilelementen des historischen Kirchengebäudes und moderner Gestaltung mit Keramik-Werkstoffen kam von einer Planungsgruppe von Gemeindegliedern. Stellvertretend sind hier zu nennen Dieter Weithoener als unermüdlicher Ideengeber, Pfarrer Dr. Martin Zentgraf als theologischer Berater und Frau Lies Ebinger für die künstlerische Gestaltung und Ausführung. Die erforderlichen finanziellen Voraussetzungen zur Verwirklichung wurden von Gemeindegliedern geschaffen.


Christuskopf im nördlichen Seitenschiff

Wie aus Aufzeichnungen von verschiedenen an der Historie der Martinskirche Interessierten (z. B. Professor
Reinermann oder Albert Henche) festgehalten und aktenkundig gemacht, stand das Kruzifix aus spätgotischer Zeit bis 1826 auf dem südlichen Teil des die Kirche umgebenden Friedhofs. Sehr bald nach der Reformation setzten Bemühungen ein, Merkmale aus vorreformatorischer Zeit zu beseitigen. Davon ausgenommen blieb das Kruzifix. 1826 wurde es abgebrochen, der Kopf erhalten und im Jahre 1871 an der Außenwand des Chorraumes eingebaut. Später wurde er von dort wieder entfernt, auf abenteuerliche Weise zunächst in der Kirche "versteckt" und dann infolge mehrfachen Besitzerwechsels nach Berlin "verschlagen". Nachdem dieser Reiseweg des Christuskopfes bekannt geworden war, ergriff der damalige Pfarrer der Kirchengemeinde, D. Hillebrand, die Initiative, dieses Kleinod für die Gemeinde - und damit für die Kirche - zurückzugewinnen.

Die Anbringung dieser historischen Kostbarkeit im Nord-Seitenschiff konnte der Kirchenvorstand unter reger Anteilnahme vieler Gemeindeglieder (Sach- und Geldspenden) im Jahre 1999 durchführen.


Eule-Orgel

Die Orgel der Firma Eule, Bautzen, wurde 2014 in der Stimmung des mitteldeutschen Orgelbaus der Barockzeit und moderner Einhausung erbaut.


Gedenktafel im nördlichen Seitenschiff

"Hier liegen im Segen und vergnügter Ruhe die Gebeine Eva Maria Traundörfferin Gebohrne Eysin Herrn Johann Baptistar Eysen des Raths zu Franctfort am Mayn Eheliche Tochter welche wegen leiblicher Gesundheit anhero gelanget der Große Gott aus Gnaden Ihr die Ewige und Seelige gegeben Sontags den 29. May Abends zwiswchen 6 u. 7 uhr darauff Montag Christlichen Gebrauch nach 30. May 1707 eingesencket welche diese Eitelkeit erblicket 1682 den 4. Dezembris Verheurathet an Johann Simon Traundörffers Burger und Becker ders Johannis Traun-dörffers des Raths daselbsten ehelichen Sohn 1701 den 24. Augusti ohne Leibes Erben zugebracht 5 Jahre 9 Monat 5 Tage (Ihr Kurzer doch Seelign Wandel ist gewesen 24 Jahr 5 Monat 3 Wochen und 4 Tage erwartet die Seelige Bereinigung Leibes und der Seelen in der Herrlichkeit phcl.jjj.20.2) unser Wandel aber ist im Himmel von dannen wir auch warten des Heylandes Jesu Christi des Herren welcher unseren nichtigen Leib verklären wird daß er ähnlich werden seinem Verklärten Leibe nach der Wirkung damit es kann auch alle ding Ihm Unterthenig Machen."


Gedenktafel für J. C. Goedeck

EHRENGEDÄCHTNIS WELCHES HAT AUFRICHTEN LASSEN DER S:T: HERR JOHAN CHRISTOPH GÖDECK DER MAHLICH HOHFÜRSTL. ORANIEN NASSAU DIETZISHE AMBTMAN DERER GEMEINSCHAFTS GOTT RUHENDEN EHEFRAUEN WEYL DER HOCHEDLEN UND TUGENDREICHEN FRAUEN MARIEN CHRISTINEN DES WEYL S:T: HERRN LUDWIG WILHELM FISCHERS CURFÜRSTLICH TRIE-RISCHEN OBRIST WACHTMEISTERS EHEL. TOCHTER WELCHE GEBOREN DEN 26. NOV. ANNA 1666 UND ZUM ERSTEN MAHL IN DNE STAND DER EHE GETRETEN MIT WEYL S:T: HERRN HERMAN OLIMACHER VOGTEN ZU BAAD EMBS 1687 DEN 9. DEC. (WELCHER DEN 1. MAY 1696 DIESES ZEITL. GESEGNET U. DESSEN GEBEI-NE IN DIESER KIRCHE GLEICHFALS RUHEN) SODANN ZUM ZWEYTENMAHL MIT VORGEDACHTEN HERRN AMBTMAN ALS DAMAHL VOGTEN ZU BAAD EMBS UND OBERSCHULTHEISEN IM VIERHERRISCHEN 1.FEB. 1697 UND IST VON DIESER WELT SANFFT UND SELIG ABGE-SCHIEDEN ZU BAAD EMBS DEN 8. AUG. 1716 MIT HINTERLASSUNG EINES SOHNES AUS ERSTER ABER ZWEYTER EHE OHNE LEIBES ERBEN.
LEICH TEXT
ECCL CAP 7 VERS 2
DER TAG DES TODES IST BESSER ALS DER TAG DER GEBURT.

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