Gottes herzliches Willkommen verkörpern und weitergeben
Was gibt Sicherheit? Wenn wir uns unseres Selbst sicher sind und uns unserer Aufgabe gewiss sind?! Ja, wozu ist Gemeinde denn da – auch und gerade in stürmischen Zeiten? Was bietet Sicherheit und Stabilität, wenn alles drum herum sich verändert, im Übergang begriffen ist? Die ersten Gemeinden, die sich nun wahrlich nicht in ruhigen Zeiten entfalteten, hatten gleich vier Antworten darauf. In der Sprache des Neuen Testaments, auf Griechisch, heißen die vier Antworten: Koinonia, Kerygma, Didache und Diakonia.
Das sind keineswegs Zauberworte, sondern vier handfeste Aufgaben von Gemeinde. Koinonia steht für die gelebte Gemeinschaft. Gemeinschaft im Spannungsfeld zwischen der inneren Gemeinschaft und dem größeren Umfeld um die Gemeinde herum. Nach diesem Bild können wir uns im Inneren der Gemeinde stärken für die Aufgaben und Begegnungen, die uns darüber hinaus erwarten. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Das eine kann nicht ohne das andere. Die Aufgaben, vor die wir uns außerhalb gestellt sehen, sollten dazu führen, im Inneren nach Wachstum zu streben.
Das bringt uns gleich zum nächsten Begriff: Kerygma. Das Bekanntmachen der Guten Nachricht, des Wortes Gottes. Im Inneren der Gemeinde ist der Ort, an dem Menschen auf ihre Geschichte mit Gott und dessen Bedeutung für das Miteinander hingewiesen und genährt werden. Der gemeinsame Gottesdienst ist ein solches Moment, an dem die Begegnung mit Gott durch sein Wort und durch das Gebet geschieht, was wiederum die Gemeinschaft der dort Anwesenden stärkt und diese entsendet zur Begegnung mit anderen Menschen inner- und außerhalb von Gemeinde. Jesu Nachfolge indes will „beigebracht“ sein. Jemand muss mir sagen, worum es geht, und zeigen, wie das geht.
Das bringt uns zur Didache – zur kontinuierlichen Bildung und Unterweisung. Was mit dem Taufgespräch, dem Kindergottesdienst und dem Konfirmandenunterricht anfängt, soll im Erwachsenenalter fortgeführt werden, indem ich zum Beispiel an einer Bibelstunde oder einer Gesprächsandacht teilnehme. Es will aber auch weitergegeben werden an die nächste Generation. Damit das Wissen um Gottes Wort, um die Geschichte – die uns als Gemeinde prägt – immer wieder übertragen und neu verstanden werden kann.
So gestärkt können wir als Gemeinde aufbrechen zur Diakonia, indem wir als Gemeindeglieder unseren Mann und unsere Frau stehen in der Welt um uns herum mit all ihren Fragen, Aufgaben und Nöten. Letztere werden uns übrigens auch immer wieder vor wichtige Fragen stellen: Wie ist das eigentlich mit Gottes Liebe? Wie oft muss ich vergeben? Hat sich Gott etwa abgewendet angesichts der vielen Gräuel in der Welt? – Fragen, die nach Antworten suchen, und immer wieder auch nach Gemeinschaft mit Gleichgesinnten im inneren Kreis der Gemeinde. Gemeinde als Ort, an dem wir uns der Nähe Gottes vergewissern können. Gemeinde als Refugium, wenn um uns herum mal wieder der Sturm tobt. Sich immer wieder daran zu erinnern, dass wir mit und durch Jesus Christus auch Stürme durchstehen können, das wünsche ich uns. Wir sind von Gott geliebt, willkommen, wie wir sind und wo wir auch gerade stehen auf unserem Lebensweg. Damit haben wir sehr viel, was wir weitergeben können.
Ihre Pfarrerin Lieve Van den Ameele