Die Dreieinigkeit als Modell für christliche Existenz
In Einheit und Gemeinschaft leben
Die Dreieinigkeit als Modell für christliche Existenz
Das Christentum spricht von Gott und zugleich von Vater, Sohn und Heiligem Geist als göttlichen Personen. Was wie eine falsche mathematische Gleichung aussieht (1+1+1 = 1), heißt “Dreieinigkeit” oder “Dreifaltigkeit” Gottes. Gibt es nun einen einzigen Gott oder drei Gottheiten?
Ungläubige mögen über solch eine Frage die Köpfe schütteln und religiöse Einfalt diagnostizieren. Im Dialog mit Judentum und Islam, ausgewiesenen monotheistischen Religionen, geht es um die hochkritische Frage, ob das Christentum womöglich Vielgötterei betreibt; beiden ist es eine unerträgliche Vorstellung, mehr als eine Gottheit zu verehren. Innerkirchlich ist die Vorstellung einer Trinität ein lange erkämpfter Kompromiss über die Wahrnehmung der Dreigestaltigkeit Gottes: Er begegnet in Vater, Sohn und Heiligem Geist jeweils verschieden, aber immer als derselbe Gott. Wie konnte sich ein so unförmiger Gedanke überhaupt entwickeln, und wozu ist er gut?
Gott ist Einer. Kann Gottes Sohn dann selbst Gott sein?
Die jüdische Bibel, das “Alte Testament”, kennt nur das Bekenntnis zu dem Einen Gott: “Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr ist einer” (5. Mose 6,4). Das Christentum knüpfte an das Judentum an; dabei stand die monotheistische Ausrichtung - es ist ein einziger und immer derselbe Gott, der Schöpfer und Erhalter der Welt ist - nie breit zur Debatte.
Doch wer und was war Jesus? Ein neuer Mose, der in der Bergpredigt ein neues Gesetz verkündete? Ein neuer König David, nur größer und bedeutender? Ein von Gott gesandter Prophet wie Jesaja, nur wirkmächtiger? War er ein Mensch mit einem göttlichen Auftrag? Brauchte er nicht ein göttliches Wissen und göttliche Fähigkeiten, um ihn zu erfüllen? Als was hat er seine Wunder vollbracht? Als Mensch oder Gott? War er vielleicht halb Gott und halb Mensch, ein “göttlicher Mensch”? Wenn er sich als Gottes Sohn zu erkennen gab, gehörte er dann zu den Geschöpfen, oder hatte er göttliche Natur? Und wenn er göttliche Natur hatte, wie konnte er dann menschlichem Schicksal unterworfen sein? Als er nach der Auferstehung ins göttliche Regiment aufstieg - besser: zurückkehrte - und den Heiligen Geist als “Beistand” schickte - war der Atem und Lebensgeist Gottes ein göttliches Instrument, oder war er selbst eine göttliche Instanz?
Solche Fragen stellten sich schon in neutestamentlicher Zeit, und mit dem Bedürfnis, den Glauben systematisch zusammenzufassen, wurden sie drängender. In der Auseinandersetzung mit dem Judentum über das Wesen Jesu wäre die Aufgabe des Monotheismus eine häretische Verirrung gewesen, im Gegenüber zur großen griechischen Götterwelt eher eine Versuchung. Theologen und Philosophen stellten Fragen, deren Antworten tatsächlich über das Wohl und Wehe des jungen Christentums entschieden. Es sollte rund 400 Jahre dauern, bis ein Kompromiss gefunden war, zwar mehrheitsfähig, allerdings auch immer wieder in Frage gestellt.
Abgesehen von der prinzipiellen Schwierigkeit, göttliche Offenbarung in irdene Gefäße menschlich-kompatibler Begriffe fassen zu wollen, ist der wunde Punkt in der christlichen Argumentation, dass der Gedanke der Trinität natürlich nicht genuin in der jüdischen Bibel, dem “Alten Testament”, auftaucht, allerdings auch nicht in ausgearbeiteter Form im Neuen Testament. Die Rede von der Dreifaltigkeit besitzt daher nicht die Dignität des “Wortes Gottes”, sie ist vielmehr ein Produkt menschlichen Denkens, das erst nach Abschluss des Bibelkanons in langen Prozessen entwickelt werden musste, um solche Fragen zu beantwortete, die in biblischen Zeiten noch nicht geklärt waren.
Biblisch finden sich im Neuen Testament Anhaltspunkte für ein triadisches Nebeneinander von Gott-Vater, Sohn und Heiligem Geist, wobei aber vorausgesetzt ist, dass diese in einem inneren Verhältnis zueinander stehen. Am bekanntesten ist die Taufformel im “Taufbefehl” Jesu: “Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes” (Matthäus 28,19). In einem Segensgruß des Paulus heißt es zum Beispiel: “Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!” (2 Korintherbrief 13,13), intensiver ist der Bezug aufeinander in den Abschnitten 1 Korinther 12,3-6 und Epheser 1,3-14 formuliert. Die Drei wurden also als miteinander verwoben wahrgenommen, aber begrifflich war das gleichzeitige Mit- und Nebeneinander noch nicht fassbar.
Dass Jesus Christus Gottes Sohn ist, wird im Neuen Testament öfter gesagt. Dass er von Anbeginn an bei Gott gewesen ist und Anteil an der Schöpfung hat, kommt in Johannes 1,1ff zur Sprache (“Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.”) und im Kolosserbrief 1,15f (“der Erstgeborene vor aller Schöpfung”; “in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist”). Zu einer Gleichsetzung gelangt der 1. Johannesbrief (5,20): Jesus Christus ist Gottes Sohn und zugleich “der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.” Ist der Heilige Geist in der Bibel generell direkte Wirkmacht Gottes, so heißt es Johannes 4,24 sogar: “Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.” Eine Richtung der begrifflichen Fixierung ist also erkennbar, aber die neutestamentlichen Autoren experimentieren noch mit ihrer Begrifflichkeit. Was sie bruchstückhaft erkennen, wird erst sehr viel später zu einer zusammenhängenden “Lehre” ausgebaut.
Während also das Neue Testament noch eher wahrnehmungsorientiert von Gott-Vater spricht, von Jesus Christus als dem Sohn Gottes und dem Heiligen Geist als der Wirkmacht Gottes, legten die Nachgeborenen eher eine systematische Betrachtungsweise an den Tag und fragten ausdrücklich nach dem Verhältnis dieser drei Größen zueinander. Nicht zuletzt, um den Glauben auf das Wesentliche zu konzentrieren und ihn “transportabel” zu machen, so dass er in der Taufunterweisung weitergegeben werden konnte.
Angesichts der unterschiedlichen Sprach- und Denkräume, in denen das Christentum unterwegs war (hebräisch-aramäisch, griechisch, römisch), war eine Verständigung darüber äußerst diffizil. Die Sprachregelung von der Drei-Einigkeit hat sich erst nach heftigen und teils erbitterten Lehrstreitigkeiten vor allem über das Wesen Jesu Christi im vierten und fünften Jahrhundert durchgesetzt: War Jesus nur Mensch, weil er als Gott nicht dem Leiden unterworfen sein kann? Oder war er nur Gott, so dass er nicht wirklich gelitten hat? Oder war er eine Art Halbgott? Oder hatte Gott ihn adoptiert? Und wie stehen Jesus und Heiliger Geist in ihrer göttlichen Qualität Gott gegenüber? Sind sie nachgeordnete Göttlichkeiten? Oder haben sie gar keine eigene Göttlichkeit, die sie von Gott unterscheidet? Oder musste man Jesus und dem Heiligen Geist jede Göttlichkeit absprechen, um Gottes alleinige Göttlichkeit zu wahren?
Gott ist Einheit - nicht im numerischen Sinn, sondern als Gemeinschaft
Der entscheidende Durchbruch gelang im Jahr 381 im Konzil von Nizäa-Konstantinopel. Aus den unterschiedlichen Auffassungen formulierte man einen kühnen Kompromiss in Form eines Glaubensbekenntnisses, das als Meilenstein in der Theologiegeschichte gelten darf und in seinen Formulierungen sehr prägnant und sprachlich geglückt ist. Neben dem Apostolischen Glaubensbekenntnis fand es eine sehr breite Anerkennung: Jesus war wahrer Mensch und wahrer Gott und ist “eines Wesens” mit dem Vater (Evangelisches Gesangbuch Nr. 805):
“Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.
Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater [und dem Sohn] hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und die eine, heilige, allgemeine und apostolische Kirche. Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt. Amen.”
In diesem Bekenntnis fanden sich die westliche Kirche in Rom sowie auch die östlich-orthodoxe wieder, wobei die Formulierung “und dem Sohn” in der Fassung der griechisch-katholischen, orthodoxen und altkatholischen Kirchen entfällt und um der Einheit willen vielleicht tatsächlich verzichtbar ist, und auch die Reformation übernahm es; im Protestantismus wird es leider allenfalls an hohen Feiertagen gesprochen. Der Streit um das rechte Verständnis der Gottheit hatte also ein wirklich ökumenisches Bekenntnis zur Frucht, was man in seiner Bedeutung kaum überbewerten kann. Das Bekenntnis zur Trinität ist in der Folge ein Kriterium zur Unterscheidung von Sekten geworden: Zeugen Jehovas, Mormonen und Universelles Leben zum Beispiel haben es nicht angenommen.
Hinter der sprachlich gesetzten Drei-Einigkeit steht als Erfahrung, dass sich ein und derselbe Gott in drei Personen zeigt: Erstens als liebender Vater in der Schöpfung, wo er dem Menschen als die Quelle allen Lebens begegnet, der eine Fülle von Lebensmöglichkeiten geschaffen hat, so dass Raum und Freiheit zu einem guten und gelingenden Leben gegeben sind. Zweitens in Jesus Christus, in dem Gott dem Menschen begegnet wie ein Mensch dem anderen. Gott legt durch seinen Sohn seinen Willen dar und lebt ihn vor. Und schließlich baut Gott durch Jesus Christus die Brücke zur Gemeinschaft mit sich. Drittens im Heiligen Geist, der den inneren Menschen stärkt, so dass er seine Freiheit behalten kann, auch wenn ihm Grenzen gesetzt sind, Freude empfinden kann, wo er nichts zu lachen hat, Hoffnung haben kann, wo nichts zu sehen ist. Insgesamt vermittelt sich in der Trinität eine umfassende, überall und kontinuierlich sowie über alle Zeit präsente unzerstörbare Wirkmächtigkeit des Einen Gottes.
Man kann daher nicht sagen, dass Vater, Sohn und Heiliger Geist alle “derselbe” sind. Sie wirken auf ganz unterschiedliche Weise, aber es ist jedesmal der eine Gott, der sich in diesen drei “Personen” zeigt. Das Wesen des Vaters ist auch das Wesen des Sohnes und des Heiligen Geistes. Die Drei sind Eins, wie uns umgekehrt der Eine dreigestaltig und damit vollkommen umsorgt.
Um das verständlich zu machen, hat man immer wieder Analogien bemüht. Mir hilft am besten ein naturwissenschaftliches Phänomen bei der Erklärung: Wasser hat drei sogenannte Aggregatzustände, nämlich Dampf, Eis und eben das flüssige Nass. Dasselbe Wasser trägt als Eis, aber weder als Dampf noch als Flüssigkeit. Es schwebt als Dampf, aber weder als Flüssigkeit noch als Eis. Es ist durchsichtig als Flüssigkeit, aber nicht als Eisberg oder Wolke. Lebenspraktisch ist es sehr sinnvoll, die drei Aggregatzustände sorgfältig zu unterscheiden, und doch ist es selbstverständlich, dass es sich bei allen dreien um Wasser handelt - ihr gemeinsames Wesen besteht aus der chemischen Formel H2O. Ebenso hat Gott drei Erscheinungsformen, und die drei sind wesenseins.
Die Vorstellung von der Trinität betont die Allgegenwart und Allmacht Gottes. Zugleich hindert sie eine Entleerung des Göttlichen und besitzt damit auch heute noch eine antihäretische Ausrichtung. Indem sie eine Klammer um die drei Personen der Einen Gottheit bildet, bewahrt sie vor Vermenschlichung der göttlichen Dreieinigkeit.
Am offensichtlichsten ist das bei der Gestalt Jesu. Sie steht heute weithin nur noch für einen christlichen Humanismus: Jesus wird als vorbildlich lebender und denkender Mensch verstanden, in einer Reihe etwa mit Mahatma Gandhi. Sein Einsatz für die Armen und gesellschaftlich Zukurzgekommenen, seine Opferbereitschaft und sein Prinzip Liebe gelten als beispielhaft. Auf der Strecke bleibt der in Gottes Allmacht handelnde Wundertäter, der durch sein Sterben und Auferstehen die Macht des Bösen und des Todes bricht und den Grundstein für eine neue Welt gelegt hat. Auch der Heilige Geist gewinnt in der Volksfrömmigkeit ein Eigenleben und wabert als Geist des Friedens oder der Geschwisterlichkeit durch die Lande, der mitunter sogar von menschlicher Aktivität genährt werden muss, damit er sich weiter verbreiten kann. Auf der Strecke bleibt seine unbedingte Durchsetzungsfähigkeit aufgrund seiner göttlichen Qualität, auch gegen alle Widerstände. Selbst Gott-Vater leidet unter einem reduzierten Funktionsumfang, wenn er ein “lieber Gott” sein und Religion “Spaß machen” soll, wie es Konfirmandeneltern nicht selten formulieren. Auf der Strecke bleibt dabei Gottes Ferne und Fremdheit, die seine Göttlichkeit überhaupt erst zu dem machen, was sie ist. Die religiöse Erfahrung der Bibel erzählt: Er kann menschliche Pläne durchkreuzen und ist zum Glück gerade kein Instrument menschlicher Interessen. Nur so kann er seine Verheißung erfüllen und Hoffnung der Armen und Entrechteten sein.
Liberté, égalité, fraternité - in der Dreieinigkeit leben
Darüber hinaus setzt die Trinität Maßstäbe für die Glaubenspraxis. In neuerer Zeit hat man in den innertrinitarischen Verhältnissen mit der Verschiedenheit der Personen und ihrem Handeln in Einheit ein Vorbild für die (christliche) Gesellschaft gesehen, ein Ideal des Zusammenlebens in Liebe und Einigkeit also, das nicht zuletzt den Gedanken der Solidarität untereinander stark macht und insbesondere zur Einbeziehung der Armen und Schwachen mahnt. Für die Befreiungstheologie hatte die Trinitätslehre daher das Potential zu gesellschaftlicher Sprengkraft. In der Tat kann man das Miteinander der drei göttlichen Personen als Quelle der Inspiration nehmen: ihre Verbundenheit in Liebe, ihre Freude aneinander, ihr Vertrauen untereinander können Impuls zur Nachahmung sein.
Man könnte einwenden, es gehöre zu den wesentlichen Einsichten der Theologie, dass göttliches und menschliches Wesen einen Abstand haben, der nur durch Gott überwunden werden kann; von menschlicher Seite aus ist dieses Ideal also wohl im Blick zu behalten, aber unerreichbar. Demgegenüber kann man aber sehen: Jesus hat die Liebe Gottes bekannt gemacht und gelebt und uns Menschen in seine Gemeinschaft hineingeholt, in der wir zum Vater im Himmel beten und die Lebensenergie des Heiligen Geistes zu uns herüberfließt. In diesem Sinne führen Christinnen und Christen tatsächlich ein Leben in der Dreieinigkeit Gottes - und entsprechend sind sie aufgerufen, sich die Einheit in der Gemeinschaft zu eigen zu machen.
Die aus der französischen Revolution erwachsene Trias “Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit”, deren Werte zusammengehören und einander bedingen, erscheinen auf den ersten Blick nur als eine säkularisierte Form der Dreieinigkeit, bestenfalls eine Analogie. Ich möchte jedoch die drei Begriffe hier zum einen als Charakteristikum für das innertrinitarische Miteinander der göttlichen Personen verstehen und zugleich als Aufforderung zur Umsetzung der Dreieinigkeit in die Gesellschaft: Jede Person der Trinität hat in ihrer Individualität die Freiheit gegenüber den anderen, ohne dass deren Freiheiten eingeschränkt werden. Sie handelt in ihrem göttlichen Wesen frei, aber immer in der Einheit und in Geschwisterlichkeit. Im gesellschaftlichen Miteinander gilt dann die Freiheit des Andersdenkenden. Jeder und jede darf sich entfalten; wir dürfen wir selbst sein. Es gilt ein demokratisches Sowohl-als-auch, kein totalitäres Entweder-oder. Vielfalt im Menschsein bereichert die Einheit und gefährdet sie nicht; in der Geschwisterlichkeit findet sie zusammen. Alle drei Personen der Trinität sind auch gleich, ohne dass es eine Über- oder Unterordnung gäbe. Entsprechend gibt es in der Gesellschaft kein hierarchisches Gefälle, keine Herrschaft des einen Menschen über den anderen. Man begegnet einander auf Augenhöhe. Schließlich sind alle drei Personen der Trinität geschwisterlich miteinander verbunden. Eine ist für die andere da, arbeitet zu, leidet mit und freut sich mit. Alle wirken zusammen. In der Gesellschaft gilt von daher das Prinzip der bedingungslosen Solidarität, in dem einer die andere mitträgt und alle füreinander da sind.
Vater, Sohn und Heiliger Geist bilden eine Einheit und gestalten ihre Beziehung untereinander vorbildlich für uns Menschen in Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit. Ungebrochen wird dies erst im Reich Gottes erfahrbar sein, aber die zunächst abstrakt klingende Rede von der Dreieinigkeit Gottes führt bereits heute in eine konkrete gesellschaftspolitische Richtung.
Wilfried Steller