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Berichte zur Gemeindeversammlung am 29.1.2023

Berichte zur Gemeindeversammlung am 29.1.2023

 

1. Bericht des Kirchenvorstandes

Was war?

Seit Oktober 2021 ist der neue Kirchenvorstand (2021-2027) im Amt. Gewählt wurden Ulrike Balle, Jürgen Dötsch, Angelika Hille, Stefanie Klaes, Karl-Werner Köpper, Vahid Mokhtaripour, Regina Schuhmann und Heike Weber.

Da zu dem Zeitpunkt kein gewähltes Mitglied den Vorsitz übernehmen konnte/wollte, übernahm Pfarrerin Van den Ameele (der EKHN-Regelung entsprechend) dieses Amt. Stefanie Klaes übernahm die Stellvertretung.

Jürgen Dötsch hat den Vorsitz des Bau- und Liegenschaftsausschuss inne und für’s Erste übernahm Pfarrerin Van den Ameele den Vorsitz im Finanzausschuss und im Personalausschuss. Angelika Hille und Pfarrerin Van den Ameele sind KiTa-Beauftragte.

Was ist?

Anfang 2022 hatte Vahid Mokhtaripour - (auch für ihn selbst) überraschend - die Möglichkeit, in seine Wahlheimat Norwegen zu ziehen.

Ende 2022 ist Ulrike Balle aus Bad Ems weggezogen.

Aktuell sind Stefanie Klaes und Regina Schuhmann Delegierte in der Dekanatssynode, Karl-Werner Köpper und Jürgen Dötsch sind Stellvertreter.

Angelika Hille ist federführend im KiTa-Ausschuss und kümmert sich um den KiTa-Beirat (nach dem neuen KiTa-Gesetz).

Heike Weber wollte und konnte sich aus familiären Gründen nicht mehr so intensiv einbringen.

Es ist dem Kirchenvorstand (KV) bisher nicht gelungen, Mitglieder nachzuberufen bzw. nachzuwählen. Im Allgemeinen herrscht eine große Scheu vor der Menge an Arbeit, die auf dem KV lastet. Die Vorsitzende stimmt sich regelmäßig mit dem Dekanat und mit der Rechtsabteilung der EKHN ab: Noch ist der KV beschlussfähig. Es ist allerdings nicht immer leicht, und mancher Monat hat viele Umlaufbeschlüsse. Bei der Gebäudelast von insgesamt 9 Gebäuden ist vieles zu bedenken, und die Fachfirmen haben vermehrt volle Auftragsbücher.

Neben Jürgen Dötsch, Karl-Werner Köpper, Stefanie Klaes und Pfarrerin Van den Ameele ist Hartmut Bargmann noch Mitglied in der Steuerungsgruppe KWK. Diese trifft sich im Abstand von 1 bis 2 Monaten mit dem für uns zuständigen Architekten der Landeskirche, Matthias Klöckner. Nach wie vor werden Untersuchungen an der KWK durchgeführt. Das Monitoring – inwieweit die Kirche weiter abrutscht – läuft noch bis März.

Berichte zum Gebäudebestand und zur Finanzsituation liegen in der Beilage zum Februar-Newsletter vor. Ferner sind darin auch Berichte über die Arbeit des 60Plus-Kreises, der Arbeit mit Kindern und Familien, [des Besuchskreises], [der Konfi-Arbeit], [der Kantorei], [des Posaunenchors] und [des Mittwochchores] enthalten. Es passiert in der Gemeinde viel mehr, als von Einzelnen oder einzelnen Gruppen allgemein wahrgenommen wird.

Pfarrerin Van den Ameele hat seit Februar 2018 bis zum Ende des letzten Jahres die zweite Pfarrstelle mitversehen. Jetzt ist sie zwar gestrichen (und mit ihr 4 Sekretariatsstunden), aber die anfallende Arbeit ist nicht weniger geworden. Das Tagesgeschäft im Vorsitz verlangt der Vorsitzenden ebenso wie der stellvertretenden Vorsitzenden viel ab.

2022 brachte die Ablösung der in Behörden bisher praktizierten Kameralistik durch die im kaufmännischen Bereich geläufige Doppik (doppelte Buchführung), die Vorbereitung auf die Umsatzsteuer und die Grundsteuererklärung ins Haus. Die zum Teil seit fast 20 Jahren ausgelaufenen Pachtverträge wurden erneuert.

Das 2019 angefangene Drehbuch mit den Abläufen im Kirchenjahr wird laufend aktualisiert. Es ist auch ein Handbuch für Qualitätsmanagement (QM-Handbuch) der Gemeinde im Aufbau. Dies betrifft vor allem Prozessbeschreibungen in der Verwaltung und das Zusammenwirken von Sekretärin, Küsterin, Pfarrerin und Ehrenamt: Was ist wann zu tun und zu beachten?

Angesichts der sich verändernden Ehrenamtsstruktur, welche sich vor allem in kleineren Zeitbudgets, Rückzug aus der Mitarbeit und Zögern bei der Übernahme von Verantwortung bemerkbar macht, besteht mehr denn je die Notwendigkeit, Abläufe zu vereinfachen und nachhaltig zu gestalten. Das ist keine leichte Aufgabe, denn das allgemeine Gemeindegedächtnis ist extrem inkohärent und überwiegend von Wunschdenken bzw. Sehnsucht Einzelner geprägt. Ja, auch kirchlich leben wir in ganz anderen Zeiten als noch vor 5 oder 10 Jahren. Dem gilt es organisatorisch Rechnung zu tragen.

Um ein praktisches Beispiel zu nennen: Bei 9 Gebäuden in gemeindlicher Regie kommen jede Menge Wasser-, Wärme-, Gas- und Stromzähler zusammen! Zum Jahreswechsel wollen diese allesamt nicht nur gefunden und abgelesen werden, die Zählerstände müssen an diverse Lieferanten und Behörden weitergeleitet sowie zum Teil auch intern verarbeitet werden. Dieses Geschehen lag bisher komplett in ehrenamtlicher Hand. Durch die oben beschriebenen Veränderungen in der Ehrenamtsstruktur geht das nicht mehr. Also muss es hauptamtlich gemacht werden. Die Pfarrerin weist also die Küsterin an, die Zähler abzulesen und mit Fotos zu dokumentieren, um die Auffindbarkeit im nächsten Jahr zu erleichtern. Die Sekretärin wird angewiesen, diese Werte in ein – ehrenamtlich erstelltes – Formular einzutragen und diese an die entsprechenden Stellen weiterzuleiten. Wehe, wenn ein Zähler nicht mit einem großen Schild „Hier bin ich!“ – versehen ist, sondern sich unter einer Luke im Boden versteckt. Ziel ist es daher, den Vorgang in Zukunft reproduzierbar zu machen – egal, wer in kommenden Jahren dafür zuständig sein wird.

Pfarrer Fischbach aus Dausenau betreut die Konfi-Arbeit, ist Ansprechpartner für das Haus Lahnblick und übernimmt auch Bestattungen bei Bedarf.

Wenngleich wir noch über 24 Sekretariatsstunden verfügen, muss vieles im KV-Vorsitz mit-erledigt und mit-gedacht bzw. überwacht werden. Dadurch, dass der Vorsitzende des Bau- und Liegenschaftausschusses lange Arbeitstage hat, müssen auch hier viele Arbeitsaspekte von der Pfarrerin mit übernommen werden. Der Arbeitsschwerpunkt der Küsterin liegt darin, die Räume für Gottesdienste und Veranstaltungen vorzubereiten. Wenngleich die Küsterstelle sich auf das Areal Marktstraße/Kirchgasse bezieht, fallen durchaus auch Tätigkeiten in Kemmenau und in der Malbergstraße an.

Insbesondere die Kollektenkasse und die Beauftragung für das Kinder- und Jugendkonzept sind im Verantwortungsbereich der stellvertretenden Vorsitzenden.

In 2022 hat der KV – nach Absprache mit der Regionalverwaltung – beschlossen, eine Hausmeisterstelle einzurichten mit bis zu 16 Stunden. Die Besetzung dieser Stelle ist bislang allerdings noch nicht gelungen.

2022 wurde auch der Sozialfonds eingerichtet. Daraus können soziale Projekte mitfinanziert und finanzielle oder soziale Nöte abgefedert werden.

Was kommt?

Konkret braucht es Unterstützung im KV sowie bei der Betreuung und Verwaltung der Gebäude und im Küsterdienst (wenn die Küsterin Urlaub oder ein freies Wochenende hat bzw. mal erkrankt ist). Unser Ziel ist es, dass genügend Menschen mitarbeiten, damit die Gemeinde weiterhin für sich sorgen und über ihre Angelegenheiten bestimmen kann. Auch in der kirchlichen Nachbarschaft oder in einer Fusion werden Menschen gebraucht, die sich in enger Kooperation für das Wohl und Weiterkommen vor Ort einsetzen.

In der Nachbarschaft liegt jedoch auch eine Chance, die Kräfte zu bündeln und die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen bzw. zu ermöglichen, dass Menschen sich vermehrt eines Bereiches, der ihnen Spaß macht, annehmen können. Statt sich überwiegend um Gebäudemängel, um Strukturfragen und Verwaltungsvorschriften zu kümmern, sollte es viel mehr darum gehen, Gemeinde Jesu Christi hier in Bad Ems zu sein. Wenn nicht alles täuscht, ist es auch das, wonach sich frühere KV-Generationen gesehnt haben.

Von daher kommen die Nachbarschaften für unsere Gemeinde gerade recht! Just Ende Januar wurde dem KV mitgeteilt, dass wir in der Nachbarschaft „Rhein-Lahneck“ mit Frücht/Friedrichssegen, Lahnstein und Braubach zusammenarbeiten werden (insgesamt 8500 Gemeindeglieder).

Eine Nachricht ist noch weiterzugeben: Die Pfarrerin befindet sich von März bis Mai im Studienurlaub; alle zehn Jahre besteht die Möglichkeit dazu. Die pfarramtliche Vertretung hat in dieser Zeit Pfarrer Stefan Fischbach aus Dausenau. Vor Ort sind Stefanie Klaes in Angelegenheiten des Kirchenvorstandes und Pfarrer i. R. Wilfried Steller für die Bereiche Gottesdienst und Kasualien Ansprechpartner.

Stefanie Klaes und Lieve Van den Ameele

 

2. Bericht zur Finanzlage

Die augenblickliche Finanzlage ist auskömmlich, sie birgt aber vor allem im Gebäudebereich schon kurzfristig erhebliche Risiken.

1. Maßgeblich für die Möglichkeiten der Gemeindearbeit ist die Zuweisung durch die Landeskirche aufgrund der Gemeindegliederzahl. Sie lag 2022 - bei rund 3200 Mitgliedern - erstmals unter 100.000€ und wird im kommenden Jahr geschätzt weitere 3.000€ geringer ausfallen. Hinzuzurechnen sind Pauschalen und Kostenbeiträge, die zusammengenommen unter 9.000€ summieren.

Drei Viertel der Ausgaben fließen in die Personalkosten, rund 10.000€ in die Verwaltung, und weitere etwa 10.000€ direkt in die Gemeindearbeit. Restmittel ergeben sich zum Teil, weil weniger stattfinden konnte, sie sind aber auch erwünscht, weil ein dringender Bedarf an Hausmeisterstunden besteht, die aus dem laufenden Haushalt mitfinanziert werden müssen. Bei tendenziell steigenden Personalkosten und sinkenden Zuweisungen wird allerdings der Spielraum zunehmend enger und sollte nach und nach durch eigene Einnahmen ausgeglichen werden.

Die Pandemie hat aufgrund des reduzierten Gottesdienstbesuchs ein Minus bei den Kollekten ergeben und ebenso aufgrund geringerer Veranstaltungszahl bei den Erlösen und Ausgaben für die Gemeindearbeit. Immerhin sind in der Kollektenkasse im letzten Jahr knapp 8.000€ an Kollekten und Spenden eingegangen.

2. Die Gemeinde ist weiterhin zuständig für insgesamt neun Gebäude; auf dem Komplex Marktstraße/Kirchgasse sind das die Martinskirche mit dem Gemeindehaus, der Kindertagesstätte Arche Noah und dem Haus der Kirche einschließlich der beiden Altbauten, in der Malbergstraße sind es die Kaiser-Wilhelm-Kirche und das Gemeindehaus Ost, und in Kemmenau haben wir ebenfalls eine Kirche.

Im Zuge der Einführung der Doppik, der aus dem kaufmännischen Bereich bekannten doppelten Buchführung in Konten, welche die bei Behörden bisher gängige Kameralistik ablöst, wurde endlich auch festgelegt, welche Rücklagen die Gemeinden für den Gebäudeunterhalt zu leisten haben. So erhalten wir eine bessere Übersicht, was wir uns leisten können und im Fall einer Großen Bauunterhaltung auch selbst beisteuern müssen.

Für die Gebäude zahlt die Landeskirche eine Pauschale für die Kleine Bauunterhaltung sowie für die Bewirtschaftungskosten; davon ausgenommen ist jetzt bereits die Kindertagesstätte, die sich in der Trägerschaft des Dekanats befindet, für deren Bauträgerschaft allerdings weiterhin die Kirchengemeinde zuständig ist. Insgesamt beträgt die Gebäudezuweisung etwas über 100.000€.

Bis jetzt konnten die für Baumaßnahmen erforderlichen Rücklagen zwar noch aus den Bewirtschaftungskosten sowie Mieteinnahmen finanziert werden, bei steigenden Energiepreisen geht diese Rechnung allerdings nicht mehr auf. Darüber hinaus haben wir für Eigenanteile bei der Großen Bauunterhaltung nur sehr begrenzte Rücklagen, und zwar knapp 250.000€ Kirchenkapital. Für die baulich instandsetzungsbedürftige Kindertagesstätte und für die wegen Baufälligkeit geschlossene Kaiser-Wilhelm-Kirche, die im Grunde noch immer ein Fass ohne Boden darstellt, da die Wiederherstellungskosten nicht vollständig erfasst sind, sind die Rücklagen bereits aufgebraucht. Nur für die Pfarrhäuser gibt es eine im Prinzip ausreichende Verfügungsmasse.

Ein äußerst gravierender Einschnitt in der Gebäudebewirtschaftung steht uns erst noch bevor, denn perspektivisch werden von der Landeskirche nur noch die in den neu zu bildenden Nachbarschaften notwendigsten Gebäude finanziert. Alle Gebäude, die herausfallen, gehen dann im Unterhalt ganz zu Lasten der Kirchengemeinde, wenn sie nicht abgegeben werden. Nur zur Orientierung: Nach der gültigen Rechtsverordnung zum Bau von Gemeindehäusern stehen uns derzeit noch neben einer(!) Kirche 170m² Versammlungsfläche zu, wenn wir - vermutlich schon im Jahr 2025 - weniger als 3.000 Gemeindemitglieder haben, sind es nur noch 130m². Tatsächlich haben wir allein im Haus der Kirche schon 120m² und im Gemeindehaus West mehr als noch einmal so viel an Versammlungsfläche, ganz zu schweigen vom Gemeindehaus Ost. Die Nachbarschaften werden im Übrigen über kurz oder lang vermutlich weitere Eingriffe in den Gebäudebestand mit sich bringen.

Alles spricht also dafür, sich von einem nennenswerten Teil des Gebäudebestandes zu trennen, abgesehen davon, dass dieser ohnehin nicht mehr benötigt wird, die Liegenschaft an der Malbergstraße zum Beispiel, und wir auch gar nicht das Personal haben, das sich um die Gebäude angemessen kümmern kann.

3. Nachrichtlich ist mitzuteilen, dass die Gemeinde 15 unbebaute Grundstücke mit einer Gesamtfläche von etwa 2,4ha besitzt, die bis auf 0,09 ha verpachtet sind, sowie 8 in Erbbau vergebene Grundstücke mit einer Größe von durchschnittlich gut 500m². Die Erlöse fließen allerdings in beiden Fällen bis auf einen eigenen kleinen Verwaltungsausgleich in das Pfarreivermögen der Landeskirche, aus dem die Gehälter der Pfarrerinnen und Pfarrer finanziert werden.

Mitzuteilen ist auch noch, dass der im vergangenen Jahr neu angelegte Sozialfonds einen Bestand von 800€ hat. Die Gelder sollen unter anderen der Diakonie Rhein-Lahn für die Abfederung von Härtefällen, der Tafel Bad Ems und dem in 2023 geplanten Ökumenischen Mittagstisch für Bedürftige zugute kommen und bei Bedarf der Ukrainehilfe vor Ort.

Ferner: Die Kirchengemeinde wird umsatzsteuerpflichtig. Eine Busfahrt mit Teilnehmerbeiträgen, die Ausgabe von selbstgebackenem Kuchen gegen Entgelt oder ein Konzert, dessen Erlöse den Ausführenden zugutekommen - auf all das fällt Umsatzsteuer an. Die Vorbereitungen dazu laufen, die Einführung wurde von 2023 auf 2024 verschoben. Und noch etwas: Welche finanziellen Konsequenzen die Grundsteuerpflicht mit sich bringt, können wir noch nicht sagen, da der Bescheid noch aussteht.

Zusammenfassung: Für den Moment ist finanziell alles noch in Ordnung, aber die Kirchengemeinde trägt übermäßig schwer an ihrer Gebäudelast. Diese nimmt ihr über kurz oder lang die Luft zum Atmen, die sie eigentlich für die lebendigen Steine braucht statt für die toten.

Lieve Van den Ameele

 

3. Bericht der Öffentlichkeitsarbeit

Die Öffentlichkeitsarbeit ist gut gepflegt und umfasst ein ganzes Bündel an Kanälen, sie erreicht allerdings leider nur verhältnismäßig wenige Gemeindemitglieder.

Sichtbar sind wir über die praktisch laufend aktualisierte Homepage, den monatlichen Newsletter, das wöchentliche “Bad Ems aktuell”, Plakate und Gottesdienstblätter sowie sporadische Veröffentlichungen in der Rheinzeitung und auf der Homepage des Dekanats. Die Pfarrerin postet auf Facebook, Instagram und Whatsapp; für Gottesdienst-Mitschnitte gibt es einen Youtube-Kanal.

Zwischenbemerkung: Das Gemeinschaftsprojekt eines Gemeindebriefs zusammen mit Frücht/Friedrichssegen und Dausenau/Hömberg/Zimmerschied ist in der Pandemie von den damaligen Kirchenvorständen aufgegeben und seitdem nicht wieder aufgenommen worden. Schon vor der Pandemie standen in Bad Ems keine Austräger mehr zur Verfügung, und das Heft wurde nur ausgelegt. Während der Pandemie gab es keine langfristig sichere Terminplanung. Da alle Gemeinden eigene Veröffentlichungen haben, die in kürzeren Abständen als der halbjährige Gemeindebrief erscheinen, ist der Bedarf an einer gemeinsamen Veröffentlichung im Moment nicht gegeben. Das kann sich allerdings wieder ändern, wenn die gemeindlichen Angebote im Zuge der Nachbarschaftsbildung übergemeindlich publik gemacht werden müssen.

Die Reichweite unserer Medien könnte im Prinzip leicht die ganze Gemeinde umfassen, tatsächlich werden aber z. B. nur 150 bis 200 Exemplare vom Newsletter gedruckt; elektronisch versandt werden weniger als 100. Die Bemühung um mehr E-Mail-Adressen war bisher leider nicht von Erfolg gekrönt, der Postversand an alle Gemeindemitglieder ist praktisch nicht finanzierbar. Die Zugriffszahlen auf die Homepage sind nicht wirklich überzeugend. Am wirksamsten scheint immer noch das am wenigsten zu steuernde Medium zu sein: die Mund-zu-Mund-Propaganda.

Die Gründe für die geringe Reichweite der Öffentlichkeitsarbeit sind vielschichtig. Die einfachste Erklärung ist, dass die Kirchengemeinde im Zuge der Entkirchlichung auch für ihre Mitglieder schon länger nicht mehr im Dauerfokus steht, sondern nur bei konkretem Bedarf in den Blick genommen wird. Denkbar ist auch, dass das Profil der Kirchengemeinde zu wenig sichtbar und/oder attraktiv ist und entsprechend wenig Interesse weckt. Vielleicht ließe sich die Anteilnahme steigern, wenn sich mehr Menschen mit hohem Bekanntheitsgrad äußerten oder die Veröffentlichung von Familiennachrichten wieder aufgenommen würde; Letzteres lässt sich aber nur schwer mit dem Datenschutz vereinbaren. Eine Rolle spielt sicher auch, dass die elektronische Post für manche noch immer Neuland darstellt.

Zusammenfassung: Das selbstgesteckte Ziel, mit der Öffentlichkeitsarbeit ein Wir-Gefühl in der Kirchengemeinde zu unterstützen und den Informationsfluss untereinander sicherzustellen, wird von der Öffentlichkeitsarbeit nicht im wünschenswerten Maß erreicht. Das mag allerdings auch daran liegen, dass es diesen Bedarf in der Gemeinde so gar nicht - oder nicht mehr - gibt.

Wilfried Steller

 

4. Thema: Familien und Kinder

Einen klassischen Kindergottesdienst gab es bereits vor 2018 nicht mehr. Die Erfahrung der Kindertagesstätte, dass manche der Kinder, die bei Proben (z.B. für ein Krippenspiel) noch mit dabei sind, am Tag des Auftritts nicht auftauchen, setzt sich auch in der Gemeinde fort. Die Pandemie hat diese Teilnahme-Praxis noch einmal verschärft. Diverse Angebote der letzten Jahre (z.B. Krabbelgottesdienst, Tauferinnerungsgottesdienst, Vorlesezeit im Advent) zeigen eine nur sehr geringe Resonanz.

Ein Blick in die Statistik gibt uns eine erste Erklärung: In Rheinland-Pfalz allgemein werden weniger Kinder geboren, so das Statistische Landesamt. In der Verbandsgemeinde machen die Kinder bis 6 Jahre 5,8% aus; dabei liegt diese Zahl sogar um 0,3% über dem Prozentsatz in anderen Verbandsgemeinden in Rheinland-Pfalz. Die Kirchengemeinde zählt insgesamt nur 211 evangelische Kinder im Alter von 0-12 Jahren, davon sind 100 zwischen 3 und 8 Jahre alt und 92 zwischen 9 und 12. Bedenkt man, dass zum sonntäglichen Gottesdienst rund 1% der Gemeindemitglieder kommen, kann man sich ausrechnen, dass angesichts der Jahrgangsgröße nur wenige für Angebote in der Kinder- und Jugendarbeit ansprechbar sind.

Allgemein planen Familien ihren Alltag weniger mit den Angeboten der Gemeinde als noch vor 10/15 Jahren. Die Organisation von Beruf, Schule, Haushalt, Sport, Hobbys, Pflege von Angehörigen hält die Familien auf Trab! Der Sonntag ist vermehrt heilig – im Sinne von: für die Familie reserviert - und in der Woche gibt es keine übereinstimmenden Zeitfenster. Und ja, die Tatsache, dass in den Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs Eltern ihre Kinder vermehrt nicht mehr in die Kirche mitgenommen haben, setzt sich jetzt fort, indem die nächsten Generationen kaum noch einen Bezug zur Kirche haben.

Es mag in Bad Ems außerdem eine Rolle spielen, dass das gemeindliche Areal (Marktstraße/Kirchgasse) abseits von den Trampelpfaden von Familien liegt. Darüber hinaus haben Familien quasi traditionell Sorge, die älteren Herrschaften im Gottesdienst zu stören, und ziehen es dann vor, nicht wieder zu kommen. Tatsächlich ist die gegenseitige Akzeptanz der unterschiedlichen Generationen suboptimal.

Die Pandemie hat aber nicht nur Negatives hervorgebracht. Seit 2020 stellen wir viermal im Jahr KiGo-to-go-Taschen (Geschichten, Lieder, Spiele, Bastelideen usw.) rund um ein Thema zusammen, die am Haus der Kirche abgeholt werden können. Sie finden rege Abnahme. Der Versuch, dem ein Angebot „in echt“ hinzuzufügen, gelingt indes weniger.

Gottesdienste für Groß & Klein, Familiengottesdienste, Gottesdienst mit der KiTa - wie immer Gottesdienste mit Kindern angekündigt werden, es führt dazu, dass die Älteren wegbleiben! Personalmangel und hoher Krankenstand in der KiTa bedeuten oft, dass eine Teilnahme der KiTa oder auch eine Mit-Vorbereitung nicht möglich ist, sodass auch die Familien nicht kommen... Die Pfarrerin ist daher dazu übergegangen, zu verschiedenen Terminen im Jahr Familienkirche anzubieten und dafür zu sorgen, dass für Kinder und für Erwachsene etwas dabei ist - und sich zu freuen, wenn große und kleine Teilnehmenden mit frohen Gesichtern nach Hause gehen.

Interessanterweise erfreute sich z.B. das nicht im Detail vorbereitete Überraschungs-Krippenspiel an Heiligabend freundlichen Zuspruchs. Die Vorbereitung bestand lediglich darin, dass Krippenspiel-Utensilien in Papiertüten am Eingang verteilt wurden. So gelang es, gemeinsam die Weihnachtsgeschichte mit Wort und Aktion zu erzählen, ohne den Kindern etwas abzuverlangen. Dabei sind nicht alle Utensilien zum Einsatz gekommen, aber das machte nichts „Es hat Spaß gemacht“, so der einhellige Tenor - und genau darauf kommt es an.

Lieve Van den Ameele

 

5. Generation 60plus: „Gäste sind stets willkommen“

Jeden ersten Mittwoch im Monat findet im Gemeindehaus an der Martinskirche von 14.30 bis 16.30 Uhr der Kaffeenachmittag der Generation 60 plus statt. Wir beginnen mit einer kleinen Andacht, bevor es mit Kaffee, Kuchen und netten Gesprächen losgeht.

Im Anschluss an das Kaffeetrinken werden wechselnde Themen von Referent*innen gestaltet. Dazu gehören den Kirchen- und Jahreszeiten entsprechend:

· die aktuelle Jahreslosung am Jahresbeginn,

· Kreppel, Sketche und mehr zur Karnevalszeit,

· beweglich bleiben im Alter,

· musikalisch und kreativ,

· Reisevorträge,

· Bildbetrachtungen,

· Vorführung einer Bauchtanzgruppe

· und manches mehr.

· Ein besonderer Höhepunkt ist die Teilnahme an einem Ausflug einmal im Jahr.

Vor der Pandemie hatten wir jeweils 20 bis 25 Gäste, einige können inzwischen nicht mehr kommen oder sind gestorben, zum Neubeginn waren wir 5 bis 8, inzwischen sind wir wieder 15 bis 20; je nach Thema werden es auch mehr.

Gäste sind stets willkommen - vielleicht dürfen wir auch Sie zu unserem Nachmittagskaffee begrüßen.

Darauf freut sich das Team

Erika Bargmann und Gisela van Nahl

 

6. Besuchsdienst: „Wir kommen gerne“

In unserer Kirchengemeinde gibt es einen Besuchsdienstkreis, dessen Mitglieder auf Wunsch Gemeindeglieder zum Anlass eines großen Geburtstags besuchen.

Vorab bekommen die „Geburtstagskinder“ einen schriftlichen Gruß unserer Pfarrerin zugeschickt mit der Bitte, sich zu melden, wenn ein Besuch gewünscht wird.

Wir kommen gerne!

Aber auch die Einsamkeit von Senioren in unserer Gemeinde ist durchaus ein Thema, und wir werden gefragt, ob wir nicht öfter zu einem Besuch kommen könnten, auch ohne besonderen Anlass. Wenn unser kleiner Kreis sich erweitern würde, wäre dies ein wirklich hilfreiches Angebot in unserer Kirchengemeinde.

Wenn Sie sich angesprochen fühlen, melden Sie sich bitte im Gemeindebüro. Wir freuen uns auf Sie!

Erika Michalke, Elsbeth Mohn, Gisela Petry, Helga Pierdola, Waldine Sowitzki, Beate Zimmerling

 

7. Posaunenchor: „Die geplanten Einsätze werden gelegentlich erweitert“

Wenn dienstags sich der Schatten der Martinskirche langsam über das Gemeindehaus legt und mehr oder minder wohltönende Klänge sich mit dem Rauschen des nahen Emsbaches vermischen, ist dort ein munteres Bläserquintett („plus X“) anzutreffen.

Diesem macht es Freude, Choräle, Intradas und „Nachspiele“ zu erproben, die bereits vor vielen Emser Generationen zur Ehre Gottes erklangen oder erst jüngst das Licht der Welt erblickten.

Wenn es richtig ist, dass Singen doppeltes Beten ist, dann mag dies auch für Bläser gelten. Denn auf Empfehlung Alter Meister singen, summen oder gar pfeifen sie vorher die Melodie, mit - übrigens gesundheitsförderlichem - langem Atem.

Die zur Erholung der Lippenmuskulatur notwendigen Entspannungspausen werden zum Gedankenaustausch und manchmal erfrischend erheiternden Plaudereien genutzt.

Freude macht es im Besonderen, wenn aus dem Zusammenklang von inspirierender Predigt, abwechslungsreichem Orgelspiel, manch hübschem Blumenschmuck am Altar unter dem Lies-Ebinger-Kreuz und einer sangesfreudigen Gemeinde eine harmonische Einheit wird.

Die geplanten Einsätze im Jahresrhythmus werden gelegentlich überraschend erweitert durch den Austausch mit benachbarten Posaunenchören wie bei der Dausenauer Quetschekirmes oder beim Himmelfahrtsgottesdienst im Kurpavillon.

Hinzukommen kann etwa eine Einladung zur Einführung einer neuen Dekanin oder deren Verabschiedung, zum „Reformationsspektakel“ oder zum Umzug mit einem als St. Martin verkleideten „Eemser Buddingsbub“ samt Gefolge und Elternschar zum Vömel-Haus, wo man auf fast vergessene Emser Urgesteine trifft.

Schön auch die jahrelange Tradition, die Probe mit einer kurzen Meditation des Evangelischen Posaunendienstes (Thema in 2023: „Glaubensschätze“) abzuschließen.

Zu guter Letzt: Es macht Spaß, mit Trompeten-Rucksack und Obstsalat samt geschlagener Sahne rechterhand zum sommerlichen Grill-Treffen in Köpper's „Bersch“-Hütte oder in Heikes Wald-und-Wiesen-Idylle aufzubrechen; genau dort, wo sich Fuchs und Hase dann gerade nicht „gute Nacht!“ sagen.

Martin Gerhardt

 

8. Konfi-Arbeit: „Höhepunkt wird das Konfi-Castle“

Seit vielen Jahren wird im Zuge der bestehenden Kooperation die Konfirmandenarbeit in Bad Ems von den Pfarrpersonen aus Dausenau in Zusammenarbeit mit dem CVJM-Team übernommen. Die Konfirmanden aus der mit Bad Ems pfarramtlich verbundenen Gemeinde Frücht-Friedrichssegen kommen in der Regel zur Gruppe Bad Ems dazu.

Die Zahl der evangelischen Jugendlichen ist im Laufe der Jahre in unserer Region kleiner geworden, sodass manche kleine Gemeinde keine eigene Gruppe bilden kann. Außerdem schwankt die Größe der Konfi gruppe von Jahr zu Jahr zum Teil erheblich. Vor zwei Jahren waren es 31 Jugendliche, die mit uns die Herausforderungen des Corona-Lockdown zu meistern hatten – zum Glück haben wir die Konfirmation am geplanten Termin durchführen können. Aktuell haben wir mit sieben Jugendlichen einen vergleichsweise kleinen Jahrgang.

Dieses Jahr haben wir neben dem „normalen“ Konfiunterricht (14-tägig freitagnachmittags 2 ½ Stunden von 16.00 – 18.30 Uhr) auch eine ganze Reihe von freiwilligen Aktivitäten angeboten, zu denen auch die Konfigruppe Dausenau-Hömberg hinzukommt. Ob Dekanats-Konfitag, Dekanats-Konfi-Fußballturnier, Bogenschießen, Escaperoom, Klettern, Besuch der Stiftung Scheuern, Fahrt zum Bibelhaus-Erlebnismuseum in Frankfurt oder Suchtpräventionsworkshop, für jeden Monat sollte etwas dabei sein. Nicht alles kann stattfinden, da es manchmal zu wenige Anmeldungen sind. Höhepunkt wird das Konfi-Castle im März sein, eine Freizeit des CVJM in Vallendar, zu dem ca. 100 Jugendliche aus dem Dekanat zusammenkommen. Im Anschluss an die Konfi-Zeit steht die Einladung zum Teen-Treff des CVJM im Haus der Kirche.

Was macht in der Arbeit mit Konfis am meisten Spaß?

Rolf-Günther Jacob:

Es macht mir am meisten Freude zu sehen, wie die Jugendlichen sich entwickeln und wenn ich sie motivieren kann, in den Teen-Kreis zu kommen und diesen auch nach der Konfi Zeit weiter zu besuchen.

Pfr. Stefan Fischbach:

Am meisten Spaß macht es mir zu erleben (und zu fördern), wie enorm sich die Jugendlichen im Konfi-Jahr entwickeln; sie werden wirklich erwachsener und sind am Ende der Zeit eben keine kleinen Kinder mehr. Das möchte ich auch den Familien vermitteln. Auf diesem Weg möchte ich ihnen Kraft, Mut und Segen aus dem Glauben mitgeben, damit sie ihren Weg durchs Leben gut weitergehen können.

Worauf freut ihr euch als Nächstes?

Rolf-Günther Jacob:

Definitiv das Konfi-Castle, in den vergangenen Jahren war es für viele Konfis das Highlight der Konfi-Zeit.

Pfr. Stefan Fischbach:

Für mich ist es das Konfi-Castle – es wird mein erstes Konfi-Castle sein, das ich mitmache; von daher sehe ich dem mit gespannter Neugier entgegen.

 

9. Kirchenchor: Singend alt werden

Zur Zeit gehören zwölf Seniorinnen zu unserer Chorgemeinschaft. Die meisten sind mit fortschreitendem Alter aus dem konzertanten Singen in der Kantorei ausgeschieden. Drei weitere Sängerinnen kamen hinzu. Die Liedtexte haben uns ein Leben lang begleitet und bereichert, und sie im Alter noch zu singen, bedeutet uns allen sehr viel. Dass unsere Chorgemeinschaft durch Dekanatskantor Ingo Thrun qualifiziert gefördert wird, ist ein weiterer Anlass zur Freude. Unter seiner Leitung kommen wir auch weiterhin zum Einsatz. Bei den Gottesdiensten zu den Festtagen zusammen mit der Kantorei, beim Weltgebetstag oder dem ökumenischen Gottesdienst zum Buß- und Bettag.

„Warum singe ich im Kirchenchor?“

Hierzu eine Stimme aus unserem Chor:

„Als ich vor vier Jahren nach Bad Ems umgezogen bin, fand ich im Kirchenchor eine Gemeinschaft von Seniorinnen, die mich freundlich aufgenommen haben. Ich singe sehr gerne und freue mich auf die Proben und Auftritte. Niemand hat mir das Gefühl gegeben, zu alt oder zu ungeübt zu sein. Bei Herrn Thrun als Kantor fühle ich mich sehr gut aufgehoben“ (Lieselotte Diemert).

 

10. Kantorei: „Wir wachsen gemeinsam an den Herausforderungen“

Warum singe ich in der Kantorei?

Gottes Wort singend verkündigen, ihn loben und preisen, das kann ich in Gemeinschaft mit der Kantorei, und so können wir ebenso die gottesdienstlichen Feiern und das Gemeindeleben musikalisch bereichern.

Martina Griese

Getreu dem Motto „Soli Deo Gloria“ von Johann Sebastian Bach, das auch unsere Homepage eröffnet, stellt für mich das gemeinsame Musizieren mit der Kantorei eine andere Form der Verkündigung dar. Etwas ironisch war ja zu diesem Motto auch eine Karikatur im Januar-Newsletter zu finden. Die Kirchenmusiken erlebe ich nie alleine „für die Zuhörenden“, sondern ebenso auch als ein Geschenk für mich selbst. Manchmal habe ich den Eindruck, dass unser Kantor recht „mutig“ bei der Auswahl der Stücke ist, darf dann aber immer wieder feststellen, dass - so empfinde ich es zumindest - wir an den Herausforderungen gemeinsam „wachsen“ und bin dankbar für diese wunderbare Chorgemeinschaft.

Stefan Hauser

„Singend lasst uns vor ihn treten, mehr als Worte sagt ein Lied.“

In der Musik höre ich Gottes Wort und kann meinen Glauben leben. Die Musik spendet mir Trost und gibt mir die Kraft, den Glauben auch in schwierigen Zeiten nicht zu verlieren und weiterzumachen. Singen in der Kantorei bedeutet für mich, mit lieben Menschen nicht nur gemeinsam zu singen, sondern auf hohem Niveau zu musizieren. Da habe ich die Chance, Gottes Nähe zu spüren, denn: „...mehr als Worte sagt ein Lied!“

Andrea Klemmer

„Ich will den Herren loben, solang ich leb und bin, / ihm Lob in Liedern bringen mit dankbar frohem Sinn. / Hab ich gleich nichts zu geben, weil Gott allein nur gibt, / ich bring im Lied mein Leben dem Schöpfer, der mich liebt.“ (A. Pötzsch)

In diesem Sinn musizieren wir schon von Kindheit an. Durch die Musik haben wir uns kennen und lieben gelernt und singen seit 1989 in der Kantorei Bad Ems. Auch unsere Kinder schätzen das gemeinsame Musizieren zum Lobe Gottes sehr und singen ebenfalls seit 30 Jahren in der Kantorei.

So verbinden wir den christlichen Verkündigungsauftrag mit unserem Hobby.

Familie Kühnau

 

11. Neue Nachbarschaftsräume sollen Kirche stärken

Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau hat im März die Schaffung sogenannter Nachbarschaftsräume beschlossen. Damit soll die Zusammenarbeit der Gemeinden vor Ort und mit anderen Akteuren der Zivilgesellschaft intensiver werden. Die neue Regelung ist ein wesentlicher Teil des Reformprozesses „ekhn2030“.

 Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat bei ihrer digitalen Tagung am 12. März die Schaffung sogenannter Nachbarschaftsräume beschlossen. Ziel ist es, die Zusammenarbeit der Gemeinden vor Ort und mit anderen Akteuren der Zivilgesellschaft zu intensivieren. Die neue Regelung ist ein wesentlicher Teil des vor zwei Jahren begonnen Reformprozesses „ekhn2030“. Sie gilt als eine der größten Reformen in der kirchengemeindlichen Arbeit Hessen-Nassaus.

Arbeit wird stärker in Teams organisiert

So wird etwa die Arbeit der hauptamtlich Beschäftigten wie Pfarrerinnen und Pfarrer, Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusikern sowie Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen neu organisiert. Sie sollen stärker in regionalen Teams arbeiten. Die Regelung sieht auch eine gemeinsame Nutzung von Gebäuden und die Neuorganisation der Verwaltungsarbeit vor. Die Fach- und Profilstellen für Bildung, Ökumene, Gesellschaftliche Verantwortung, Öffentlichkeitsarbeit und Seelsorge werden nach dem Willen der Synode weiterhin dekanatsweit die kirchliche Arbeit inhaltlich profilieren.

Umsetzung in Gemeinden bis Ende 2027

Das Modell geht derzeit von etwa 3000 bis 6000 Gemeindegliedern als Orientierungsgröße für einen Nachbarschaftsraum aus. Die neuen Zuschnitte auf Dekanatsebene sollen Ende 2023 feststehen. Die Kirchengemeinden sollen spätestens Ende 2027 in den Nachbarschaftsräumen zusammenarbeiten. In dem „Kirchengesetz zur Änderung des Regionalgesetzes zur Einführung von Nachbarschaftsräumen“ heißt es etwa, dass die Kirchengemeinden „bei der Erfüllung ihrer Aufgaben mit anderen Kirchengemeinden“ zusammenarbeiten sollen. Sie sollen prüfen, „welche Form der regionalen Zusammenarbeit unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse am besten geeignet ist, zur Erfüllung ihrer Aufgaben beizutragen.“ Dabei sollen Gemeinden ihren sozialen Nahraum viel stärker als bisher in den Blick nehmen.

EKHN

 

12. Kirche macht Weg für umfassende Gebäude-Reform frei

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau will bei ihren derzeit rund 4000 Gebäuden künftig mindestens zehn Millionen Euro pro Jahr einsparen. Bis 2027 soll der Gebäudebestand viel stärker als bisher dem realen Bedarf vor Ort angepasst werden. Konkrete Pläne zur Nutzung und Entwicklung der Liegenschaften sollen in regionaler Perspektive erarbeitet werden.

Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat nach einer engagierten Debatte im März 2022 den Weg für eine umfassende Gebäudereform in ihren 1100 Gemeinden, 25 Dekanaten sowie Zentren und Verwaltungen freigemacht. Mit 77 Ja-Stimmen bei 41 Gegenstimmen und sechs Enthaltungen wurde der Beginn eines „qualitativen Konzentrationsprozesses“ bei den Liegenschaften beschlossen. Damit will die EKHN bei ihren derzeit rund 4000 Gebäuden künftig mindestens zehn Millionen Euro pro Jahr einsparen. Das Projekt ist Teil des Zukunftsprozesses „ekhn2030“. Bis zum Jahr 2027 soll der Bestand viel stärker als bisher dem realen Bedarf vor Ort angepasst werden. Für die Liegenschaften müssen jetzt unter anderem konkrete Gebäudenutzungs- und -entwicklungspläne in regionaler Perspektive erarbeitet werden.

Versammlungsflächen gemeinsam nutzen

Gemeinsame Nutzungen von Versammlungsflächen etwa mit Kommunen, der katholischen Kirche oder zivilgesellschaftlichen Organisationen sind in dem neuen „Kirchengesetz zum qualitativen Konzentrationsprozess“ ausdrücklich erwünscht. Dabei sollen als Richtgröße bei Gemeindehäusern künftig vier Quadratmeter Nutzfläche pro 100 Gemeindemitglieder gelten. Außerdem sollen alle Gebäude klimaneutral werden. Zudem sind weiterhin Räume für Jugendliche und die diakonische Arbeit vorgesehen.

Kirchen bewusst erhalten

Bei den rund 1200 Kirchen der EKHN wird es dagegen bewusst nur moderate Änderungen geben. Ihre symbolische und geistliche Bedeutung hat in dem Gesetz besonderes Gewicht. Zudem stehen 90 Prozent der Kirchen unter Denkmalschutz. Bei den Kirchen und sakralen Versammlungsstätten wird deshalb eine Reduktion von maximal zehn Prozent bis zum nächsten Jahrzehnt erwartet. Auch die Pfarrhäuser stehen zur Disposition. Ihre Zahl soll sich parallel zu den Anpassungsprozessen im Pfarrdienst entwickeln.

Baulasten von Kitas ablösen

Schließlich sieht das neue Gesetz bei evangelischen Kindertagesstätten vor, dass die sogenannte große Bauunterhaltung bis zum Ende des Jahrzehnts an auf die jeweils zuständigen Kommunen übertragen werden soll. Die kirchlichen Körperschaften sollen dazu in den kommenden Jahren neue Vereinbarungen abschließen, die beispielsweise ein angemessenes Entgelt für die Nutzung des Gebäudes, die Übernahme der Baulast durch die Kommune oder die entgeltfreie Übertragung des Gebäudes auf die Kommunen vorsehen. Die EKHN unterhält rund 600 Kitas.

EKHN

 

13. Reformprozess will „Licht und Luft für den Glauben“ schaffen

Kirchenpräsident Jung möchte den Reformprozess „ekhn2030“ nicht allein als Sparmaßnahme, sondern als „Prozess der Kirchenentwicklung“ verstanden wissen. Er solle an den Gedanken geknüpft werden, in der Kirche „Licht und Luft zum Glauben“ zu schaffen.

Die Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat auf ihrer Synodentagung in Frankfurt am Main im Mai auch die Arbeit am vor drei Jahren begonnenen Reformprozess „ekhn2030“ fortgesetzt. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung beschrieb als Ziel des Projektes, die EKHN künftig so aufzustellen, „dass wir unseren Auftrag, Kirche in der Nachfolge von Jesus Christus zu sein, auch in Zukunft möglichst gut erfüllen können“. Sie solle auch mit weniger Mitgliedern weiter Kirche „mit Freude und Ausstrahlung“ sein, sagte er bei der Tagung. Deshalb dürfe „ekhn2030“ nicht allein als Sparmaßnahme, sondern als „Prozess der Kirchenentwicklung“ verstanden werden.

Heller, offener, freier Kirche in der Zukunft sein

Der Zukunftsprozess „ekhn2030“ solle dabei vor allem an den Gedanken geknüpft werden, in der Kirche „Licht und Luft zum Glauben“ zu schaffen, so Jung. Dazu sei es wichtig, „nicht alles zu behalten, was lieb und teuer ist, sondern auch Platz zu schaffen für Neues“. Am Ende stehe die Vision, „heller, offener und freier Kirche sein zu können“ sowie klarer in der Öffentlichkeit gesehen zu werden. Zudem könnten so „Spielräume für die junge Generation und die danach“ geöffnet werden. Jung: „Licht und Luft für den Glauben schaffen. Das ist es, was zählt und immer bleibt!“

Spielräume für künftige Aufgaben erhalten

Der Leiter der Kirchenverwaltung, Heinz Thomas Striegler, erinnerte vor der Synode an das Sparziel des Prozesses. Basierend auf den Aufwendungen des Jahres 2021 müsse der Haushalt bis zum Jahr 2030 um rund 140 Millionen abgesenkt werden. Dies sei auch nötig, um „Spielräume für neue Aufgabenwahrnehmungen“ zu schaffen. Striegler: „Damit der Prozess „ekhn2030“ nicht nur als Kürzungsprozess erlebt wird, wäre es wünschenswert, dass sich dieser Spielraum noch erweitert. Gleichzeitig mahnte Striegler dazu, aktuelle Prognosen genau im Blick zu behalten. Dies gelte vor allem in Zeiten hoher Unsicherheiten wie während der Pandemie oder des Krieges in der Ukraine.

Auftakt zur Debatte über neues Verkündigungsgesetz

In erster Lesung wurde bei der Synodentagung auch der Rahmen für ein sogenanntes „Verkündigungsgesetz“ intensiv debattiert. Es soll auch in Zukunft eine flächendeckende kirchliche Versorgung sicherstellen. Bei der Personalplanung sieht es vor, Verkündigungsteams aus Pfarrdienst, kirchenmusikalischem und gemeindepädagogischem Dienst im Nachbarschaftsraum vorzusehen. Der hessen-nassauische Personaldezernent Jens Böhm warb für eine Umsetzung des Entwurfs, denn ein „weiter so in den bestehenden Strukturen“ sei angesichts der prognostizierten Stellen- und Mitgliedersituation nicht möglich. Bis zum Jahr 2030 wird aufgrund einer Pensionierungswelle die Zahl der Pfarrstellen von zurzeit 1400 auf 950 Pfarrstellen im Jahr 2030 zurückgehen.

EKHN

Fabel: Der schlaue Erklär-Fuchs

Stefanie Klaes

An einem schönen Abend, als der Vollmond den Kirchgarten an der Martinskirche erhellte, trafen sich Dachs, Hase und die Ente. Sie saßen alle drei beisammen und fragten sich, was wohl in diesem großen Gebäude vor sich geht.

Der Dachs sagte: „Da wird gesungen, gebetet und gesprochen, glaube ich“. Der Hase und die Ente wussten damit nichts anzufangen. Man erzählte sich unter den Tieren, dass hier sonntags immer Menschen hinkommen. Aber keines von den Tieren wusste so wirklich, was die Menschen hier tun.

Dann kam der schlaue Fuchs vorbei. Der Dachs, der Hase und die Ente begrüßten ihn recht freundlich. Die Ente fragte: „Lieber Fuchs, mir wird immer nachgesagt, dass ich nicht so schlau sei, deshalb wollte ich dich fragen, ob du vielleicht weißt, warum sonntags Menschen hierherkommen? Verstehst du vielleicht sogar die Sprache der Menschen?“

Dann fing der Fuchs an zu erzählen: „Guten Abend, liebe Freunde! Liebe Ente, ich kann tatsächlich die Sprache der Menschen verstehen und will euch gerne erzählen, was ich neulich gehört habe! Auch ich habe mich gefragt, warum die Menschen immer sonntags hierherkommen. An einem Sonntag war ich ganz gewitzt. Ich habe bemerkt, dass eine Seitentüre offen war und nutzte die Gelegenheit, mich hineinzuschleichen. Oben auf der Empore konnte mich niemand bemerken, und ich hörte zu. Ich hörte eine Pfarrerin von Gott sprechen. Das ist ein Wesen, das von vielen Menschen verehrt wird, aber auf ganz verschiedene Weise und nicht immer so, dass sich dabei alle untereinander gut verstehen. Sie lud daher zu einem theologischen Bankett ein. Alle sollten davon erzählen, was und wie sie glauben, und zuhören, wie die anderen das halten.“

Der Dachs, die Ente und der Hase schauten einander fragend an und sagten: „Lieber Fuchs, was bedeutet das nur? Was soll denn ein theologisches Bankett sein?“

Der Fuchs erzählte weiter: „Die Pfarrerin gab ein Beispiel und erzählte von Kelchen, die verschiedene Farben haben: grün, blau, lila, rot und gelb. Sie stellte der Gemeinde die Frage, was den Leuten an ihrer Weise des Glaubens denn besonders wichtig sei, und was ihnen dabei am Herzen liege. Von Jesus zu erzählen, das war der gelbe Kelch, Gottesdienste feiern und mehr von Gott erfahren, das war der rote Kelch, dahin gehen, wo die Not ist, das war der lila Kelch, sich für den sozialen Wandel einsetzen, das war der blaue Kelch, und sich für Heiligkeit und Weisheit öffnen, das war der grüne Kelch.“

Der Hase konnte damit immer noch nichts anfangen und fragte: „Lieber Fuchs, was bedeutet das alles? Von Jesus zu erzählen oder dahinzugehen, wo die Not ist, oder Gottesdienst feiern, was heißt das nur alles?“
Der Fuchs sprach: „Pass auf, lieber Hase, ich erkläre es dir! Wer über Jesus sprechen will, ist so eine Art Bote für gute Nachrichten. Er oder sie erzählt anderen von der eigenen persönlichen Beziehung zu Jesus, der den Menschen Trost, Gemeinschaft, Rettung und Freude schenkt. Wer Gottesdienste feiern will, will meistens auch mehr über Gott erfahren und den Glauben weitergeben von Generation zu Generation. Dahin gehen, wo große Not ist, das ist, na ja, wie soll ich sagen, so eine Art Aufruf, tätige Hilfe zu leisten. Sie nennen das „Nächstenliebe üben“. Wenn zum Beispiel der Dachs krank ist und der Hase und du nach ihm schauen, dann ist das ein Ausdruck der Nächstenliebe.“

Der Dachs, die Ente und der Hase waren sich einig, dass sie das schon mal ganz gut verstanden hätten. Dann fragte der Dachs den Fuchs weiter: „Und was bedeutet es, sich für den sozialen Wandel einzusetzen oder sich für die Heiligkeit und Weisheit zu öffnen? Konntest du da auch etwas hören, was die Pfarrerin den Menschen erklärt hat?“
Der Fuchs überlegte und sagte: „Ja, da habe ich auch etwas gehört. Es geht dabei um das Engagement für das Wohlergehen nicht nur im engeren Umkreis, sondern in der gesamten bewohnten Welt. Das äußert sich in der Suche nach Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung. Man könnte sagen, die Welt soll nicht aus Starken und Schwachen oder aus Großen und Kleinen bestehen, alle sollen vielmehr Partner sein, die nach Gerechtigkeit streben und sich für einen sozialen Wandel einsetzen.“

Nun fragte der Hase: „Und was können wir unter der Heiligkeit und Weisheit verstehen?“
Der Fuchs sprach: „Man könnte sagen, dass Menschen nicht einfach so durchs Leben gehen, sondern sich selbst und alles um sie herum in einer Beziehung zu Gott sehen. In der Kirche nennen sie das „Pilgern“ oder „Meditation“. Dabei erfährt man die Einheit mit Gott durch heilige Erfahrungen im Alltäglichen. Gott durchdringt die ganze Schöpfung und beruft die Seele dazu, Teil dieser Schöpfung zu sein. Somit öffnet man sich für die Heiligkeit und Weisheit.“

Die Tiere überlegten und dachten über die Worte des Fuchses nach. Dann fragten sie ihn: „Was glaubst du, wofür werden sich die Menschen entscheiden, die hierherkommen?“

Der Fuchs sagte: „Das kann ich euch nicht sagen, denn die Menschen sind verschieden - auch in religiösen Dingen. Und außerdem wird die Gemeinde ihren Weg finden müssen, da kann ich keine Prognose abgeben. Ich vermute, das theologische Bankett dient der Erkundung in der Gemeinde, wie die verschiedenen Richtungen ihren gemeinsamen Weg gehen können. Mehr konnte ich nicht erlauschen, denn der Gottesdienst war fast zu Ende, und ich wollte ungesehen die Martinskirche verlassen. Also musste ich zügig die Treppe hinunterschleichen und mich über den Seitenausgang wieder unsichtbar machen. Ja, liebe Freunde, nun muss ich mich leider wieder von euch verabschieden. Vielleicht sehen wir uns bald wieder hier im Kirchgarten an der Martinskirche.“

Stefanie Klaes

Fabel: Das Geschenk

Lieve Van den Ameele

Fabeln sind auf den ersten Blick unverdächtige Geschichten, die überall passieren können. Wer genau hinschaut, sieht in den tierischen Dialogen das wirkliche Leben sich spiegeln - und erkennt eine pädogische Absicht.

Es lebte einst ein Dachs an einem Hang. Der Dachs lebte für sich. Er ging täglich seiner Arbeit nach und fiel niemandem zur Last. Ab und zu traf er sich mit dem Waschbären – sie besuchten sich gegenseitig und streiften durch die Gegend auf der Suche nach etwas Essbarem.

Eines Tages kam der Waschbär zu Besuch und klopfte am Bau des Dachses. „He, Meister Dachs!“, rief er. „Ich habe hier ein Geschenk für dich.“ „So!?“, rief der Dachs zurück. „Was soll denn das sein – ich brauch‘ doch nichts.“ „Doch doch!“, antwortete der Waschbär. Als der Dachs den Kopf durch den Eingang zwängte, stieß er mit der Nase auf eine Pflanze. „Was ist das denn?“, fragte der Dachs. „Das ist eine Blume!“, sagte der Waschbär stolz. „Wenn du gut dafür sorgst, wird sie immer schöne Blüten haben.“

„Und wie heißt diese Blume?“, fragte der Dachs. „Es ist ein Usambaraveilchen“, sagte der Waschbär, „das ist etwas Besonderes!“ Der Dachs wusste nicht, womit er dieses Geschenk verdient hatte. Also bedankte er sich artig. Das macht man so, wenn man ein Geschenk bekommt. „Gib ihr regelmäßig Wasser, und sie mag Licht!“, rief der Waschbär, drehte sich um und verschwand. Seufzend schaute der Dachs das Usambaraveilchen an. „In meinem Bau kriegst du kein Licht, und Wasser habe ich hier drinnen auch nicht so gern. Also pflanze ich dich oben neben den Eingang. Dort hast du Wasser, und die Sonne kannst du auch sehen“. Der Dachs reckte die Nase in die Luft. „Du duftest nach gar nix!“, stellte er fest. „Wenigstens hast du eine schöne Farbe!“

Am nächsten Tag kam der Waschbär vorbei, um nach dem Usambaraveilchen zu schauen. „Dass du mir ja gut dafür sorgst!“, sagte er und verschwand wieder. Am nächsten Tag kam er wieder. „Gibst du ihr auch genug Wasser?“, fragte er. „Ja doch!“, sagte der Dachs. Der Waschbär drehte sich um und verschwand wieder. Am nächsten Tag kam er wieder vorbei: „Sorgst du auch gut für sie?“ „Aber ja doch!“, lautete die Antwort. Am nächsten Tag stand der Waschbär schon wieder da: „Du sollst das Usambaraveilchen nicht so der prallen Sonne aussetzen!“ „Gut, ich pflanze es mehr in den Halbschatten“, sagte der Dachs. In den folgenden Wochen kam der Waschbär jeden Tag vorbei und gab gute Ratschläge, was der Dachs alles tun müsse, damit das Usambaraveilchen gut gedeiht.

Der Dachs gab sein Bestes, alle Ratschläge zu befolgen. Mal sollte er mehr Wasser geben, mal weniger. Mal hatte es nicht genug Licht, mal zu wenig. Mal sollte der Dachs von oben gießen, mal von unten. Alsbald war er nur noch mit dem geschenkten Usambaraveilchen beschäftigt. Er tat alles, damit es dem Pflänzchen gut ging. Doch eines Tages ließ das Usambaraveilchen die Blätter hängen. „Was hast du gemacht?“, fragte der Waschbär entsetzt. „Gar nichts - und eigentlich alles!“, sagte der Dachs traurig. „Ehrlich, ich hab‘ alles genau so gemacht, wie du gesagt hast! Und doch ist das Usambaraveilchen jetzt traurig, wie es scheint.“

Kopfschüttelnd drehte der Waschbär sich um und ging davon.

Verzweifelt sah der Dachs das Usambaraveilchen an. „Was mach‘ ich nur mit dir?“, fragte er. Doch dann hatte er eine Idee. Er würde Oma Dachs fragen! Die weiß bestimmt Rat! Doch Oma Dachs wusste zunächst auch nicht weiter. „Hol mal einen neuen Topf!“, sagte sie dann, „vielleicht hat sie nicht genug Platz.“ Der Dachs holte einen neuen Topf. „Und jetzt hol frische Erde!“, sagt Oma Dachs, während sie das Usambaraveilchen behutsam aus dem Topf holte. „O je! Das ist doch viel zu nass!“, rief Oma Dachs. „Hol schöne trockene Erde!“ Der Dachs beeilte sich. Oma Dachs gab ein wenig Erde in den Topf, dann das Usambaraveilchen – oder was von ihm übrig war – und verteilte den Rest der Erde drum herum. Als der Dachs Wasser holen wollte, sagte sie „Nein! Es hat erst mal genug!“ „Warum lässt es immer noch die Blätter hängen?“, fragt der Dachs. „Weiß nicht“, sagte Oma Dachs, „wir werden sehen.“ Am nächsten Tag ließ das Usambaraveilchen die Blätter immer noch hängen. Traurig ging der Dachs wieder nach Hause.

Doch als er zwei Wochen später wieder bei Oma Dachs vorbeischaute, da hatte das  Usambaraveilchen wieder Farbe gewonnen. Und bald strahlte es wieder. „Was habe ich denn falsch gemacht?“, wollte der Dachs wissen. „Gar nichts!“, sagte Oma Dachs. Du hast - dem Waschbären zuliebe - von allem ein bisschen zu viel gegeben… Das war dann einfach zu viel für das Usambaraveilchen.

„Ja, aber der Waschbär hat das so gesagt. Er hatte es mir doch geschenkt“, sagte der Dachs nachdenklich. Da schaute Oma Dachs den Dachs ganz lange an. Dann sagte sie: „Weißt du was, vielleicht weiß der Waschbär auch nicht, wie man mit einem  Usambaraveilchen umgeht… Und außerdem: Manchmal müssen auch Pflanzen mal ausruhen“, sagte Oma Dachs und rollte sich zusammen für ihr Mittagsschläfchen.

Lieve Van den Ameele

Fabel: Die mürrische Fledermaus

Lieve Van den Ameele

Fabeln sind auf den ersten Blick unverdächtige Geschichten, die überall passieren können. Wer genau hinschaut, sieht in den tierischen Dialogen das wirkliche Leben sich spiegeln - und erkennt eine pädogische Absicht.

Zu später Stunde waren um die Martinskirche herum einige Tiere zu Besuch. Es trafen sich Igel, Fledermaus, Katze und Nachtigall. Alle vier waren guter Dinge, und der Igel schlug vor, dass es doch schön sei, gemeinsam etwas zu unternehmen. Die anderen Tiere stimmten dem Igel zu. Also überlegten sie sich, was sie tun könnten.

Die Katze schlug vor, gemeinsam eine gemütliche Runde durch den Garten zu spazieren. Die Nachtigall war erfreut und bot an, den Spaziergang musikalisch zu begleiten. Der Igel stimmte ebenfalls ein, doch dann übertönte die mürrische Stimme der Fledermaus alles. Sie sagte: „Was soll das denn sein? Ein gemütlicher Spaziergang durch den Garten der Martinskirche mit dem Gesang von einer Nachtigall? Ich habe eine bessere Idee! Wir machen ein Wettrennen durch den Garten! Wir starten gleich hier am Haupteingang. Wer es schafft, zuerst wieder hier zu sein, hat gewonnen!“

Igel, Katze und Nachtigall schauten sich verwundert an. Der Igel sagte: „Liebe Fledermaus, wir sind alle unterschiedlich, und wir anderen wollen kein Wettrennen, sondern ein gemütliches Beisammensein.“ Die Katze fügte hinzu, dem Gesang der Nachtigall zuzuhören, sei ihr Traum, erst recht, wenn sie ihre Stimme exklusiv im kleinen Kreis erklingen lasse.

Doch wieder ertönte die mürrische Stimme der Fledermaus: „Ich habe euch doch gerade erklärt, dass ich ein Wettrennen möchte, und ich fange damit auch als erstes an! Gut, wir sind alle unterschiedlich, das stimmt, aber dann kann jeder von uns alleine eine Runde um die Kirche drehen, und einer stoppt die Zeit, dann sehen wir ja, wer am schnellsten ist!“

Die Fledermaus erschrak über sich selbst. Eigentlich wollte sie gar nicht so mürrisch sein und hätte sich am liebsten den Mund zugehalten. Aber es war schon zu spät. Der Igel, die Katze und die Nachtigall waren plötzlich sehr traurig, denn so hatte ihnen das Beisammensein keine Freude gemacht.

Die Fledermaus merkte, dass sie sich danebenbenommen hatte, und wollte die drei anderen überreden, doch zu bleiben. Eigentlich wollte sie sagen: „Geht nicht weg, lasst uns zusammen spazieren und dem Gesang der Nachtigall lauschen!“ Doch die mürrische Stimme setzte sich wieder durch. Den anderen schrie sie hinterher: „Dann geht doch, ich kann auch alleine sein!“ Die Fledermaus war von sich selbst sehr befremdet, aber es half nicht mehr, sich auf die Zähne zu beißen. Die anderen Tiere wandten sich ab. Die Fledermaus fragte sich, warum das, was sie eigentlich sagen wollte, aus ihrem Mund ganz anders klang.

Da erhielt sie Besuch vom Uhu. Er setzte sich neben sie und fragte: „Was ist denn mit dir los?“ Die Fledermaus sagte: „Mir scheint, als könne ich zu den anderen Tieren nichts Nettes mehr sagen.“ Der Uhu antwortete: „Ich glaube, du kannst diese schrecklich mürrische Stimme vertreiben, indem du dich entschuldigst.“ Die Fledermaus fing an zu weinen.

Da machte sich der Uhu auf den Weg, um die anderen Tiere einzuholen. Er sprach mit ihnen und erzählte, wie erschrocken die Fledermaus über sich sei, und dass sie eigentlich etwas ganz anderes habe sagen wollen. Der Igel, die Katze und die Nachtigall kamen ins Grübeln. Die Nachtigall sagte: „Die Fledermaus scheint in Not zu sein. Kommt, lasst uns zu ihr gehen, um mit ihr zu sprechen“.

Also zogen die Tiere wieder los in den Kirchgarten. Schon von weitem hörten sie die Fledermaus weinen. Die Nachtigall sang ihr schönstes Lied, um sie zu trösten. Als die Fledermaus sich beruhigt hatte, sagte sie mit leiser, zaghafter Stimme: „Es tut mir Leid, dass ich so gemein zu euch war!“ In diesem Moment wunderte sich die Fledermaus, dass sich ihre Stimme verändert hatte. Sie klang auf einmal nicht mehr mürrisch, sondern freundlich.

Alle Tiere lauschten weiterhin dem Gesang der Nachtigall und spazierten gemeinsam durch den Garten. Bevor dann jedes seiner Wege ging, verabredeten sie sich für ein neues Treffen im Kirchgarten. Dann wollten sie gemeinsam überlegen, was sie unternehmen könnten.

Stefanie Klaes

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