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Weihnachten für Dummies

25. Dezember
Niemand weiß, wann Jesus Geburtstag hatte. Weihnachten fällt im Westen nach dem gregorianischen Kalender immer auf den 25. Dezember, in den meisten orthodoxen Kirchen jedoch nach dem Julianischen Kalender auf den 7. Januar, in der armenischen Kirche auf den 19. Januar. Der 25. Dezember als Geburtstag Jesu ist erst seit dem 3. Jahrhundert im Gespräch. Er bot sich an, weil die Römer an diesem Tag ihren unbesiegbaren Sonnengott Mithras feierten. Das erstarkte Christentum wollte diesen Tag mit Jesus Christus als dem wahren Licht der Welt besetzen und überhöhen. Außerdem ist der 25. Dezember im Julianischen Kalender der Tag der Wintersonnenwende, mit welcher die Tage wieder länger werden: Die Angst einflößende dunkle Weltzeit ist vorbei, mit >Jesus Christus kommt neues Licht in die Welt, das Licht der >Liebe, der Gnade und Barmherzigkeit. Hieraus erklärt sich die starke >Lichtsymbolik, die mit Weihnachten verbunden ist.

Advent
Zeit des >Wartens und der Hoffnung auf die >Geburt Jesu und damit auf den Beginn der Zeit mit >Jesus Christus. Die Stimmung im Advent steht in der Spannung zwischen der Klage über die Dunkelheit in der Welt (Hunger, Krieg, die Konkurrenz unterschiedlicher Interessen, das Böse, die Todverfallenheit) und der durch die Verheißungen der hebräischen Bibel begründeten Erwartung einer neuen Zeit mit Christus, in der alles, was dem umfassenden inneren und äußeren Frieden entgegensteht, im Licht der bedingungslosen Zuwendung Gottes verblasst und seine beherrschende Macht verliert.
Der christliche Jahreskreis beginnt nicht an Neujahr, sondern mit der Adventszeit, welche die Zeit vor Christus abbildet, sozusagen die Zeit des Alten Testaments; liturgische Farbe ist Violett. Weihnachten läutet dann mit Jesu Geburt die Zeitenwende ein; liturgische Farbe ist Weiß. Im Jahr 2017 haben wir die kürzestmögliche Adventszeit, da am Vierten Advent schon Heiligabend ist.

Adventskalender
>Warten

Adventslieder
“Macht hoch die Tür” (EG 1) ist das bekannteste davon, die sehnsuchtsvolle Erwartung einer neuen Zeit kommt in “Nun komm, der Heiden Heiland” (EG 4) und in “O Heiland, reiß die Himmel auf” (EG 7) zum Ausdruck. “Es kommt ein Schiff geladen” (EG 8) verbindet das Symbol Schiff kunstvoll mit der schwangeren Maria und dem Weg aus großer Entfernung (Himmel) bis zur Ankunft in der Heiligen Nacht auf die Erde. Anrührende Adventsgedanken im Nationalsozialismus stammen von Jochen Klepper: “Die Nacht ist vorgedrungen” (EG 16). >Advent.

Adventskranz
Gebundene grüne Zweige, auf die in der Regel vier Kerzen (für die vier Sonntage im Advednt) gesteckt werden. Von Sonntag zu Sonntag kommt >Weihnachten näher, und in der Dunkelheit wird es symbolisch immer ein wenig heller. Am Vierten Advent schließt sich der Kreis, das Zeitalter des >Wartens auf die Heilszeit kommt zum Abschluss. Wenn der Weihnachtsbaum leuchtet, hat daher der Adventskranz seine Schuldigkeit getan und kann entsorgt werden. Durch die Einteilung in vier Abschnitte bekommt die Zeit eine (berechenbare) Struktur, eine Richtung, ein Ziel. Das Warten in der Dunkelheit wird leichter, wenn es zwischendrin Zeichen des Fortschritts gibt.

Alle Jahre wieder
In der ritualisierten alljährlichen Wiederkehr von >Advent und >Weihnachten trainieren Christen und Christinnen ihr sehnsüchtiges >Warten ebenso wie das Feiern ihrer Vorfreude auf die endgültige Erfüllung, mit der endlich alles Böse und alle todbringenden Mächte dieser Welt vollständig und für immer überwunden sein werden.

Augustus
>Es begab sich aber zu der Zeit

Bescherung
Weil Gott sein Geschenk in Gestalt seines Sohnes auf geheimnisvolle Weise zur Welt kommen lässt, bewahrt auch die Bescherung sorgsam das Geheimnis der Herkunft der dargebrachten >Geschenke. Eingeweihte tragen die Gaben an Heiligabend möglichst unbemerkt im >Weihnachtszimmer zusammen, so dass insbesondere die zu einem festgelegten Zeitpunkt hereinstürmenden Kinder neben Größe und Schönheit der Geschenke nicht zuletzt deren geheimnisvolle Herkunft bestaunen können. Lernziel: Schaut, welch große Gaben Gott euch schenkt. Mit höherem Alter schlüpfen die Kinder dann selbst in die religionspädagogische Rolle und führen die Jüngeren in das Geheimnis ein.

Christkind
Wer bringt die >Geschenke? Der >Nikolaus, der >Weihnachtsmann, das Christkind? Es mag sein, dass man sich ursprünglich unter dem Christkind einmal tatsächlich das Jesuskind vorgestellt hat, dem für das Geschenk seines Lebens zu danken ist. Im Lauf der Zeit wurde das Christkind aber eine selbstständige Figur, die meist blondgelockt und engelgleich dargestellt wurde und höchstens indirekt etwas mit Jesus zu tun hatte. Das mag seinen Ursprung in Krippenspielen haben, wo die Schar der Engel häufig von einem >Engel angeführt wurde, dem “Christkind”. Theologisch macht es den meisten Sinn, Gott als dem Ursprung aller guten Gaben zu danken.

Christstollen, Weihnachtsstollen
Sehr gehaltvolles, brotähnliches Gebäck aus Hefeteig, das nach dem Backen mit Puderzucker bestreut wird, symbolisiert mit dem charakteristischen Teig-Überschlag das in Windeln gewickelte Christkind, das in seiner Bedeutung für die Welt im übertragenen Sinn ebenso gehaltvoll ist. Jesus sagt später von sich, er sei das “Brot der Welt”.

Christvesper, Christmette
Die Gottesdienste an Heiligabend heißen Christvesper, wenn sie am Nachmittag und frühen Abend gefeiert werden, und Christmette, wenn es am späteren Abend schon auf den Weihnachtsmorgen zugeht. In einigen Kirchen der Innenstadt sollte man rechtzeitig vor Beginn da sein, um für sich und seine Lieben Plätze zu ergattern, die nicht Bänke auseinander liegen. Es wirken oft viel mehr Leute mit als in normalen Gottesdiensten. Der Ablauf ist lockerer als in den sonntäglichen Gottesdiensten, und Kinder sind meist mit eingeplant, so dass man sich keine Gedanken machen muss, ob sie womöglich stören, wenn sie sich auf die eine oder andere Weise aktiv zeigen.
Im Mittelpunkt steht jedes Mal die Geschichte von der >Geburt Jesu (Lukas 2,1ff), die von den Teilnehmenden in zahlreichen >Liedern besungen und ihnen auf unterschiedlichem Niveau neu vermittelt wird: Wenn viele Kinder dazugehören ist die Ansprache oft durch ein Krippenspiel ersetzt, in dem die Ereignisse in Bethlehem - oft aus der Perspektive einer einzelnen Figur heraus - leicht fasslich nachgespielt werden. Für Jugendliche und Erwachsene kann in einem Anspiel die an sich bekannte Geschichte in die Gegenwart oder Zukunft versetzt werden. Ziel der Veranstaltung ist die Verinnerlichung des Weihnachtsgeschehens: >Jesus Christus ist für mich geboren, ja, in mir geboren. >Es begab sich aber zu der Zeit

Engel
Die Engel sind Boten Gottes. Sie interpretieren den Menschen, was sie sehen, und was gerade geschieht. So machen sie das himmlische Geschehen transparent: Der Engel Gabriel (“mein Mann, meine Kraft ist Gott”) deutet der Maria ihre Schwangerschaft, der “Engel des Herrn” verkündet den Hirten die große Freude, so dass sie einen neuen Blick auf ihr Leben gewinnen. Auf der Erde ist an Weihnachten nichts dem Zufall überlassen. Höhere, unbezwingbare Mächte sind am Werk, damit Gottes Plan aufgeht und die Menschen aufatmen können.

Es begab sich aber zu der Zeit
Die Weihnachtsgeschichte (Lukas 2,1ff) - gerne auch mal in Frankfurter Mundart gelesen - ist heiliger Bestandteil der Gottesdienste in der heiligen Nacht und des Weihnachtsfestes. Sie kommt lutherisch geprägten Ohren im gefühlt ewig vertrauten Wortlaut ebenso feierlich wie leicht fasslich daher. Sie ist die Hymne des Christentums, und während sie gelesen wird, wird es auch im Herzen Weihnachten, weil die freudige Nachricht von der Geburt des Christuskindes beinahe unausweichlich in ihren Bann zieht und spürbar wird, dass durch diese Geschichte die Welt eine andere geworden ist: Sie ist vom Kopf auf die Füße gestellt.
Damit man die Worte mit vollem Genuss hören, spüren, schmecken kann, wird das lukanische Kleinod an Heiligabend gerne in einzelnen Abschnitten rezitiert. Jeder Satz, jedes Wort will nicht nur in seiner irdischen, sondern auch in seiner himmlischen Dimension wahrgenommen sein, denn die Geschichte ist weniger ein Tatsachenbericht, dafür aber ein erzählerisches wie auch theologisches Meisterwerk. In den scheinbar banalen Vorgängen auf Erden und in menschlich-weltlichen Entscheidungen zeigen sich dem Eingeweihten himmlische Kräfte am Werk, und Gott inszeniert hier eine Revolution von ganz oben. “Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging” - der Kaiser konnte nicht wissen, dass er in all seiner Souveränität das willfährige Werkzeug einer höheren Macht gewesen ist und seine Steuerreform den Weg zur Durchsetzung eines neuen Paradigmas ebnete. Und wir lernen die komplizierte Lektion, dass Gott auch aus befremdlichen politischen Entscheidungen Gutes hervorgehen lassen kann. Kleiner Trost: Wer das Weihnachtswunder verstanden hat, versteht auch den Karfreitag.

Freude
Die Geburt des Gottessohnes ist Evangelium, frohe Botschaft. Die Freude gehört daher zur Grundbefindlichkeit an den Feiertagen - am ehesten in Verbindung mit einer Empfänglichkeit für die weihnachtlichen Glaubensinhalte. Wo diese nicht tragen, wird oft unterschätzt, dass Weihnachten in erster Linie ein Glaubensfest ist und die Feiertage einer realistischen Planung bedürfen: im Umfeld der Verwandtschaft frühzeitig gegenseitige Erwartungen abstimmen, im kleineren Kreis etwas Schönes unternehmen, ein Essen unter Freunden, liebe Menschen treffen (ohne nur dumm herumzusitzen), eigene Traditionen schaffen - Win-win-Devise: Freude haben und Freude schenken.

Geburt Jesu
An Weihnachten beginnt die Zeit mit >Jesus Christus. Es wird aber nur die Geburt des Jesuskindes gefeiert, nicht schon das starke und unüberwindliche Auftreten des Weltregenten. Die Hoffnung ist jedoch begründet, dass der Neugeborene eines Tages seine Herrschaft auch tatsächlich antreten wird - wenn auch ganz anders als weltliche Herrscher, denn er sagt: “Mein Reich ist nicht von dieser Welt.”
Jesus wurde nicht im Jahre 0 geboren. Die chronologische Erfassung der Ereignisse geschah erst nach Hunderten von Jahren, so dass es zu Rückrechnungsfehlern gekommen ist. Dazu kommt, dass schon mit der Aufzeichnung der Evangelien mehr als ein halbes Jahrhundert nach Jesu Tod die Fakten nicht mehr genau bekannt waren und obendrein auch nicht den Stellenwert hatten, der ihnen heute beigemessen wird. Die Hinweise in der Weihnachtsgeschichte des “Historikers” Lukas führen zu keinem Ergebnis. Hat König Herodes bei der Geburt Jesu noch gelebt, wie es Lukas und Matthäus nahelegen, so müsste Jesus vor dem Jahr 4 vor Christus geboren sein. Vertraut man auf die Aussage, dass Quirinius Statthalter in Syrien war, fällt Jesu Geburt in die Zeit um 6 n. Chr. Vermutlich jedoch irrte Lukas hier. Ernster zu nehmen ist vielleicht die Geschichte von den >Weisen aus dem Morgenland im Matthäusevangelium. Im Jahr 7 v. Chr. gab es eine dreimalige Konjunktion der Planeten Jupiter und Saturn, die man vom heutigen Irak aus beobachten konnte. Die Astronomen und Astrologen konnten darin die Geburtsanzeige für einen neuen König in Israel erkennen. Möglich ist allerdings auch, dass die Erinnerung an jenes astronomische Ereignis erst später mit der Geburt Jesu verknüpft wurde - gerade weil alles so gut passte und schon im Alten Testament vom “Stern aus Juda” die Rede ist.
Die Geburt Jesu wird heute meist in die Zeit zwischen 7 und 4 vor Christus datiert. Die  biografischen Daten Jesu bleiben jedoch uninteressant im Vergleich zu seiner Bedeutung für die gesamte Welt, was sich nicht zuletzt darin spiegelt, dass wir unsere Zeitrechnung auf ihn beziehen. >25. Dezember.

Geschenke
Christus ist Gottes großes und ultimatives Geschenk an die Welt; diesen Gedanken nehmen die Menschen auf, indem sie sich wechselseitig (und durchaus nicht kleinlich) Geschenke untereinander bereiten, ohne diese an Bedingungen wie das Wohlverhalten der Beschenkten zu bemessen (>Christkind, >Bescherung). So eignen sich Geschenke auch dazu, Kontakte wieder aufzunehmen, die abgerissen waren.

Heiligabend
Die sehnsüchtige Erwartung des Weihnachtsfestes ist so groß, dass die Feierlichkeiten bereits am Vorabend, dem Heiligen Abend (24. Dezember), beginnen und ihren Höhepunkt erreichen. Verbreitet sind feste Abläufe. Dazu gehören in Deutschland oft die Vorbereitung des Weihnachtszimmers, ein bescheidenes Mittagessen, zur Einstimmung auf das Fest das Anlegen festlicher Kleidung und - für den weihnachtlichen Impuls - der Besuch der >Christvesper oder Christmette, im Anschluss folgen >Bescherung, festliches Abendessen und Zusammensein.
Der Gottesdienstbesuch an Heiligabend ist meist der höchste im ganzen Jahr.

Herodes
König über Judäa, Galiläa und Samaria von römischen Gnaden, als Nichtisraelit trotz einer der jüdischen Bevölkerung zugewandten Politik wenig anerkannt. Er wusste von der Verheißung eines aus Betlehem stammenden neuen Königs und bat daher die >Weisen aus dem Morgenland, die bei ihm eine Audienz wahrnahmen, bei ihrer Rückkehr von dort Näheres über den neugeborenen König mitzuteilen. Damit verband er jedoch das Ziel, sich jede Konkurrenz im Amt frühzeitig vom Leibe zu schaffen. Nachdem die Weisen auf direktem Weg in ihre Heimat aufgebrochen waren, ordnete er der Überlieferung nach den Kindermord von Betlehem an. >Josef

Hirten
Sie sind die ersten Adressaten der frohen Botschaft von der Geburt des Christus. Das ist kaum Zufall, denn diese Leute führten keineswegs das romantische Dasein, das man sich gerne vorstellt, im Gegenteil, es war auf der Suche nach neuen Weideplätzen eher ein Nomadenleben. Hirten waren sozial isoliert und überall Fremde, manche waren sicher auch weggelaufen vor ihrer Vergangenheit. Sie finden als die Ersten bei dem Neugeborenen offensichtlich einen Trost in ihrem kargen Dasein, ein Angeld auf eine bessere Zukunft; in ihnen keimt eine neue Hoffnung auf.

Jesus Christus
Die Zentralfigur des christlichen Glaubens gilt als der Begründer einer neuen Weltordnung, in welcher das Recht des Stärkeren, die Herrschaft von Geld und Gewalt, die Präsenz des Bösen und die Wirklichkeit des Todes abgelöst werden durch die Herrschaft einer >Liebe, eines Friedens und einer Gerechtigkeit, die alles umfassen - von den persönlichen Zielen und Gedanken bis hin in die letzten Winkel der Welt hinein. Heute leben wir noch im >Advent, aber die Lichter der Verheißung sind schon sichtbar, und eines Tages wird Jesus Christus der Liebe zum irreversiblen Durchbruch verhelfen.

Josef
Für die biblischen Erzähler ist wichtig an Josef, dass sein Stammbaum zurück bis zum großen König David reicht. Lukas lässt ihn daher mit der hochschwangeren >Maria wegen einer Steuerschätzung von Nazaret in Galiläa nach Betlehem in seinen Geburtsort ziehen. So wird für die Leserinnen und Leser des Evangeliums deutlich: Jesus ist als Sohn Josefs legitimer Nachfahre Davids, und er wird ein noch größerer David werden.
Josef hat in der Heilsgeschichte noch einen weiteren Job: Er muss das Neugeborene vor den Soldaten des Königs Herodes retten, der im Blick auf seine eigenen Herrschaftsansprüche von vornherein jede Konkurrenz ausschalten will, und dem es absolut zuzutrauen ist, dass er daher prophylaktisch alle neugeborenen Kinder in Betlehem massakrieren ließ. Dieser Josef hat einiges gemeinsam mit seinem sehr viel älteren Namensvetter, der immer wieder durch Träume seine Bestimmung von Gott her erfährt. Er wird nach Ägypten verschleppt, was sich am Ende als ein groß angelegtes Rettungsmanöver für Israel erweist, weil es dort die in der Heimat herrschende Hungersnot übersteht. Der Vater Jesu träumt ebenfalls und findet mit Maria und dem Jesuskind Asyl in Ägypten. In der Kunst wird Josef daher oft als schlafend (träumend) dargestellt. Dass er im Neuen Testament nur in der Kindheit eine Rolle spielt, muss nicht heißen, dass er früh gestorben ist, denn die Schriftsteller verstehen sich als Überbringer der frohen Botschaft von Jesus Christus und haben keine weiteren biografischen Interessen.
Was Josefs Vaterschaft angeht, fährt die Überlieferung zweigleisig, denn sie ist einerseits bemüht, den Nachweis zu führen, dass Jesus Nachkomme Davids ist. Das gelingt nur über die (genetische) Vaterschaft Josefs. Andererseits will sie das Besondere an Jesus, seine Gottessohnschaft, ebenfalls herausstellen und konstruiert zu deren Illustration die >Jungfrauengeburt. Sie ist eher literarisches Mittel als wortwörtlich zu verstehen.
Wollte man mutmaßliche Zweifel an der Vaterschaft Josefs psychologisieren, so müsste man wohl sagen, es sei ihm und Maria etwas gelungen, was lange nicht allen Paaren gelingt, bei denen es mal kriselt: Sie haben mit vereinten Kräften das Irritierende und Fremde in ihrer Beziehung in ihre Liebe integrieren können.

Jungfrauengeburt
Jesus war nach dem christlichen Glauben zugleich wahrer Gott und wahrer Mensch, so dass Gott den Menschen als ihresgleichen begegnet ist, als ein direktes Gegenüber. Die Geschichte von der Jungfrauengeburt illustriert das, ohne es wirklich erklären zu können. Ihren Anhalt findet sie in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta. Während der Prophet Jesaja (7,14) nach dem hebräischen Text verkündet, eine junge Frau (!) sei bereits (!) schwanger, und man werde ihren Sohn “Immanuel” nennen, was bedeutet: “Gott ist mit uns”, heißt es später auf Griechisch: “Siehe, die Jungfrau (!) wird schwanger sein (!) und einen Sohn gebären, und du wirst ihm den Namen „Emmanuel” geben.” Aus der jungen Frau wird also eine Jungfrau, und aus der bestehenden Schwangerschaft wird eine zukünftige.
Das doppelte Missverständnis im griechischen Text gewinnt ein Eigenleben, als es in neutestamentlicher Zeit darum geht zu beschreiben, wer Jesus gewesen ist. Man findet in den Worten der Septuaginta den göttlichen Willen als Verheißung niedergelegt und richtet andere Texte daran aus, auch wenn das neue Schwierigkeiten schafft, weil Jesus ja zugleich auch über die Linie des Josef Nachkomme Davids sein muss. Hier hilft man sich dann mit der schwachen Konstruktion, Josef sei (nur) im rechtlichen Sinn Jesu Vater, eine Art Ziehvater also. Überzeugen kann die Jungfrauengeburt auch aus einem anderen Grund nicht, denn aus der Verbindung zwischen Maria und Gott hätte - nach griechischem Vorbild - nur ein Halbgott entstehen können. Und damit nicht genug, denn es müsste auch noch erklärt werden, wie Jesus vor seiner Geburt schon eine himmlische Existenz hat haben können, denn er gehört ja nicht zu den Geschöpfen.
Für die neutestamentlichen Schriftsteller war es zweifellos ein willkommener Fund, ihrer Leserschaft die zweifache Natur Jesu mit der hohen Autorität einer Bibelstelle erläutern zu können, und die Kirche hat die Deutung auch gerne übernommen und zum Dogma erhoben. Aber man kann sich die Gottessohnschaft Jesu auch durch eine Art Adoption vorstellen, wie Markus sie (1,11) offenbar bei der Taufe Jesu denkt, zu dem Gott sagt: “Du bist mein geliebter Sohn, an Dir habe ich Wohlgefallen.”
Hier ist mehr als Genetik am Werk. Da bei Gott ohnehin alle Dinge möglich sind, kann das, was nicht wirklich erklärlich ist, getrost als Wunder durchgehen: Jesus ist also Gottes Sohn, auch ohne dass Maria ihn jungfräulich empfangen hat, und wer es glaubt, dass Gott seinen Sohn zu unserem Heil auf die Erde gesandt hat, wird selig.

Kerzen
>Adventskranz, >Lichtsymbolik

Kinder
>Bescherung, >Warten, >Christvesper, Christmette

Könige
>Weise

Krippe
Meist ist damit das ganze Arrangement des >Stalls von Betlehem gemeint, wobei die Futterkrippe zugleich das zentrale Mobiliar darstellt. Sie ist ein Symbol der Armut, der Hilflosigkeit nicht zuletzt, und es fehlt ihr jeder weltliche Glanz. Jesus kommt nicht als einer der Oberen, die sich selbst zu helfen wissen, sondern er kommt zu denen, die Gott brauchen. Und für die liegt in der Krippe eine frohe Botschaft, denn Jesu Name bedeutet: “Gott hilft”, Gott rettet”. Wer will, findet hier also Erlösung. Wer nicht will, ist blind für das Leuchten aus der Krippe heraus und sieht nur den Schmutz und die Hinfälligkeit.

Krippenspiel
> Christvesper, Christmette.

Lichtsymbolik
Ein Licht geht auf in der Dunkelheit und wärmt in der Kälte. Im >Advent nimmt das Licht von der ersten Kerze am >Adventskranz langsam zu, bis an >Heiligabend der Weihnachtsbaum endlich im vollen Glanz des Lichtes erstrahlt, verstärkt von farbigen Christbaumkugeln: Christus ist geboren, es beginnt eine neue Zeit! Licht bedeutet Leben, Klarheit, Erkenntnis, Durchblick. An >Weihnachten erscheinen die Welt und das Leben in einem neuen Licht: Der Sinn des eigenen Lebens und das Ziel der Welt werden durch >Jesus Christus offenbar. Ihm geht es um ein Leben nach dem Prinzip >Liebe, das mit Hilfe seiner Präsenz heute schon zumindest in Ansätzen praktikabel ist und sich am Ende voll und ganz durchsetzen wird.

Liebe
Mit “Liebe” ist hier die bedingungslose und voraussetzungslose Zuwendung zum fernen und nahen Nächsten gemeint, die Menschenliebe. Wo die Liebe das Prinzip des Denkens und Handelns darstellt, stehen die Wahrung der Würde und der Respekt vor der Einzigartigkeit eines jeden Menschenlebens selbstverständlich im Mittelpunkt. Die Liebe macht sich nicht fest an bestimmten Eigenschaften oder dem Aussehen: Ich liebe nicht, weil jemand klug oder schön oder loyal ist (und wende mich entsprechend ab von denen, die das nicht sind), sondern ich liebe den Menschen, weil und indem er ein Mensch ist wie ich: Gottes Geschöpf, Sünder, Ebenbild Gottes. Die Wirkung der Liebe besteht in Solidarität und Gerechtigkeit. Sie ist nicht Menschen- sondern Gotteswerk. Als solches wird sie vom Menschen aufgenommen und weitergegeben: “Lasst uns lieben, weil Gott uns zuerst geliebt hat.”

Lieder
>Adventslieder, >Weihnachtslieder.

Maria
Maria ist mit Josef verlobt, einem Nachkommen des großen Königs David, aus dessen Stamm die Juden den Messias erwarten, den mit göttlichen Kräften begabten endzeitlichen König. Die junge Frau wird wohl im Alter heutiger Konfirmandinnen gewesen sein, zwischen 12 und 14 Jahre alt. Durch die Verlobung war ihr Ehestand bereits rechtlich begründet, aber sie war noch nicht ins Haus des Mannes heimgeholt; die Ehe war deswegen noch nicht vollzogen: Maria war noch Jungfrau. Der Thronengel Gabriel (übersetzbar mit “mein Mann ist Gott”) hat ihr verheißen, sie werde schwanger und einen Sohn zu Welt bringen, den sie “Jesus” nennen solle (“Gott hilft, rettet”), er werde “Sohn des Höchsten” genannt werden, und Gott, der Herr, werde ihm für immer den Thron seines Stammvaters David geben. Maria wendet ein, sie sei noch gar nicht verheiratet, da erhält sie die Antwort: “Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind, das du zur Welt bringst, heilig sein und Gottes Sohn genannt werden.”
Eine Heilige ist Maria im Protestantismus trotz ihres Glaubensgehorsams nicht, und sie wird nicht als Fürsprecherin bei Gebetsanliegen an Jesus Christus benötigt; das Beten geht ganz direkt. Aber sie hat einen klar prophetischen Zug. In ihrem “Magnificat” (Lukas 1,26-56) besingt sie die Umwertung aller Werte: “Er stößt die Gewaltigen vom Stuhl und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer. Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf.”
Dazu kommt ein Stück vorbildlicher christlicher Existenz: Wie Maria sich bereitwillig zum Teil eines höheren Plans machen lässt, wie sie versucht, ihre Mutterschaft zu leben bei dem Wissen, dass Gott ihren Sohn letztendlich ganz als den seinen beansprucht, und wie sie gut dreißig Jahre später diesen Sohn auf Willen seines himmlischen Vaters wieder hergeben muss, das bringt ihr viel Mitgefühl und Hochachtung ein: Höchste Freude und tiefster Schmerz liegen bei ihr allzu dicht beieinander! >Jungfrauengeburt, >Josef.

Nikolaus von Myra
Der im vierten Jahrhundert in Kleinasien, der heutigen Türkei, wirkende Bischof ist an einem 6. Dezember gestorben. Man weiß nicht wirklich viel von ihm. Es heißt, dass er sein ererbtes Vermögen unter die Armen verteilt hat, und es haben sich zahlreiche Legenden um ihn gebildet. Drei Jungfrauen, die von ihrem Vater zur Prostitution gezwungen werden sollten, soll er eines Nachts Goldklumpen ins Zimmer geworfen haben, um sie von ihrem Los zu befreien - so ist er zum Beschenker der Kinder geworden, der die Stiefel füllt. Da zum Nikolaustag das Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Matthäus 25,14ff) gelesen wurde, entstand der Brauch, dass der Nikolaus die Kinder befragt, ob sie denn auch brav und fromm gewesen seien. Die Protestanten lehnten die Heiligenverehrung ab - und dementsprechend wurde die Nikolaus-Bescherung auf Weihnachten verlegt (>Weihnachtsmann) oder gleich ganz dem >Christkind überlassen. Von Martin Luther jedenfalls erzählt man, dass er den “Nikolaus” durch den “Heiligen Christ” ersetzt und die Beschenkung auf den 25. Dezember verlegt habe.

Ochse und Esel
Die beiden staffieren jeden weihnachtlich gestalteten Stall aus, weil sie geistliche Klugheit besitzen: “Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn”, heißt es bei Jesaja (1,3), will sagen: Mit ihrer Anwesenheit geben sie den Betrachtern und Betrachterinnen zu verstehen, dass das Kind in der Krippe tatsächlich der erwartete Heiland der Welt ist, der “Herr” >Jesus Christus. Es will erst einmal geglaubt werden, dass da mehr liegt als ein weiteres ärmliches Menschenkind, und dass das Menschliche auch eine himmlische Dimension besitzt. Es reicht also nicht, wenn die Hirten kommen und sagen: “Ach, wie süß der ist!” Sie beten an - das ist die Einladung an alle, die an Weihnachten die “Weihnachtskrippe” in der Kirche betrachten oder sich eine ins Zimmer stellen.

Quirinius
>25. Dezember

Stall
In einem Stall kommt Jesus zur Welt. Einerseits zeigt das, dass Gott zu denen kommt, die ihn nötig haben, und nicht zu denen, die sich nur mit ihm schmücken wollen, um weiterhin ihre Geschäfte zu machen. Wer sich selbst genügt, aus eigener Kraft leben will und sich als seines Glückes Schmied betrachtet, hat keine Verwendung für arme Schlucker wie Josef und Maria und schiebt die Unterprivilegierten dahin ab, wo man sie nicht sehen muss und nicht mit ihnen konfrontiert wird. Andererseits ist der Stall ein Ort, vor dem die Hirten auf den Wiesen um Betlehem herum keine Schwellenangst überwinden müssen wie zu unseren Kirchen heute. Darin steckt der Anspruch, das Evangelium so zu verkünden, dass Menschen in ihrer konkreten Lebenssituation angesprochen werden und sich darauf einlassen können - und zwar da, wo die Leute sind, nicht da, wo sie erst hinkommen müssen und sich fremd fühlen. Und drittens ist der Stall in der Kunst Symbol für die Bruchbude Welt, die nicht weit vor dem Zusammenbruch steht. Insofern ist der Stall eine Zeitansage: Mitten in der Welt, wie wir sie kennen mit all ihren Ungereimtheiten und Ausweglosigkeiten, kommt Gottes Sohn zur Welt, um eine neue Welt zu schaffen, in der ein ganz neuer Geist weht.

Warten
Der >Advent lehrt das Warten, die Geduld, das Harren - und auch die Neugierde. Es ist aber kein “Warten auf Godot”, der bekanntlich nie kommt, sondern ein Warten auf das sichere Erscheinen Gottes in der Welt. Vier Wochen lang ist Advent, dann kommt >Weihnachten. Darin spiegelt sich der Lauf der Welt, denn das Dunkel dauert zwar eine gewisse und für den Menschen nicht überschaubare Zeit, Gott jedoch hat zum Trost die Zeit der Erfüllung vorherbestimmt.
Advent ist daher “Warten mit Aussicht”, was auch einen pädagogischen Nährwert besitzt: Wenn die Kinder gelernt haben, dass man nicht alles gleich haben kann und manches seine Zeit braucht, ist das eine Weisheit für das Leben. Das für Kinder schwere Warten wird von den Eltern oft aufrecht erhalten und vor Resignation bewahrt zum Beispiel durch einen Adventskalender, in dem es jeden Tag bis zum Heiligen Abend etwas zu entdecken gibt, oder durch limitierte Gaben von Weihnachtsgebäck an den Adventssonntagen Vorfreude zu wecken.

Weihnachten
Das populärste der christlichen Hauptfeste neben Karfreitag/Ostern und Pfingsten. Anlass ist die >Geburt des Menschen Jesus von Nazaret, Sohn von >Maria (und >Josef), in Glaube und Überlieferung zugleich >Jesus Christus, Sohn Gottes und Retter der Welt, daher auch die Bezeichnung als Christfest. Da sich in der Theologie alles um die heilige Familie mit dem Jesuskind dreht, liegt die Ausgestaltung als Fest der Familie nahe, was auch in eher areligiös gestimmten Kreisen funktioniert. Wenn Gott der Welt aus Liebe seinen Sohn als Helfer und Heiler schenkt, der mit seinem Licht einen neuen Weg ausleuchtet, triggert das auch säkulare Symbolwerte an: Weihnachten ist ein Fest der >Liebe, der >Geschenke, des >Lichts, und das Grün des Tannenbaums steht auch unabhängig vom Jesuskind für Hoffnung. Weihnachten hat starke ästhetische Reize - es sieht schön aus, riecht und schmeckt gut, daher findet es auch unter Atheisten Freunde und Freundinnen.
“Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell”, weiß Jesaja. Der Eigengehalt des Festes an Trost ist ausgesprochen hoch, wenn jedoch der geistliche Nährwert durch die Säkularisierung stark gemindert ist, stellen sich gerade bei allein lebenden Menschen leicht Einsamkeitsgefühl, Wehmut und Depression ein. Das Fest wirkt nicht aus sich selbst heraus, die Feiernden bedürfen weihnachtlicher Impulse und Inspirationen. Daher führen unrealistische Erwartungen leicht zu Langeweile, Enttäuschung und sogar Streit. >Freude

Weihnachtsbaum
>Lichtsymbolik, >Weihnachten

Weihnachtsgebäck
>Warten

Weihnachtslieder
Singen gibt ein Gefühl der Befreiung und stärkt die Gemeinschaft. Viele der Weihnachtslieder haben bekannte Melodien, und sie haben oft viele Strophen, weil es an Weihnachten viel zu verkünden gibt. Spätestens nach der zweiten kann man mit einstimmen. Nicht mitsingen ist wie draußen vor dem Stadion zu stehen, während drinnen der Bär tobt. Singen Sie also mit, und machen Sie sich dadurch Weihnachten zu eigen. Martin Luther sagte, die Musik sei ein Geschenk Gottes, sie mache fröhliche Herzen, sie verjage den Teufel und sie bereite unschuldige Freude, so dass Zorn, Begierden und Hochmut vergehen. Singen ist also ein guter Einstieg in die Weihnachtsfreude. >Christvesper, Christmette.
Das ganze Weihnachten in einem einzigen Lied aufbereitet - das hat Martin Luther mit “Vom Himmel hoch, da komm ich her” (EG 24) geschafft.

Weihnachtsmann
Der rundliche alte Mann mit langem Rauschebart ist eher eine weltliche Weihnachtsfigur und gehört absolut nicht zu den Freunden des Christkinds, weil er einen fatalen weihnachtlichen Irrtum transportiert, und zwar den der Leistungsgerechtigkeit. Als Mischung aus dem Bischof Nikolaus von Myra und Knecht Ruprecht bringt er nämlich Geschenke nur für die Braven, während die anderen die Rute kriegen. Die Weihnachtsbotschaft jedoch gilt allen und lautet: Wie Gott sein Geschenk, das Christuskind, für alle in die Welt geschickt hat, ohne zwischen “Guten” und “Bösen” zu unterscheiden, so sollen auch die Geschenke gerade keine Belohnungen sein, sondern aus der Menschenliebe hervorgehen - und auf diese Weise mit dazu dienen, Brüche und Verwerfungen im Miteinander zu überwinden ( >Liebe).

Weihnachtszimmer
Der Raum, in dem >Weihnachten gefeiert wird, ist in Deutschland oft mit Weihnachtsbaum, Weihnachtspyramide und verschiedener weiterer Weihnachtssymbolik angereichert (z. B. >Engel), und nimmt damit den Gedanken des vom Himmel gesandten Lichtes auf (>Lichtsymbolik).

Weise aus dem Morgenland
Sie waren weder Könige noch Heilige, und auch die Zahl drei ist unsicher. Die anglikanische Kirche will nicht einmal ausschließen, dass auch Frauen dabei gewesen sind. Erst im Lauf der kirchlichen Tradition sind aus den namenlosen “Weisen aus dem Morgenland”, von denen das Matthäus-Evangelium erzählt (2,1-12), die “heiligen drei Könige” geworden: Caspar, Melchior und Balthasar. Da jedoch schon Matthäus eine vor Symbolik berstende Geschichte erzählt, lag es nahe, diese noch weiter auszubauen, und sie reicht bis hin zu den (katholischen) Sternsingern unserer Tage.
Die Weisen kommen von weit aus dem Osten, weil sie einen Stern haben aufgehen sehen, der ihnen die Geburt eines neuen Königs der Juden anzeigt. Der Stern führt sie nach Bethlehem, wo sie den neugeborenen Jesus finden, ihn als Weltenkönig anbeten und ihm standesgemäß Gold, Weihrauch und Myrrhe darbringen.
Matthäus will mit dem Vorbild der Weisen all die beschämen, die Jesus nicht als Gottes Sohn und Weltenherrscher anerkennen: Wenn selbst die Heiden das Richtige tun, die ihre Kenntnisse doch nur aus stummen Sternen gewinnen, dann müssten die Autoritäten aus dem eigenen Volk ihn erst recht feiern und ehren. Alle, die nicht nach Bethlehem kommen - König Herodes, Schriftgelehrte und Pharisäer - zeigen dadurch bereits hier ihre Ablehnung für Jesus: Er ist von Anfang an ein bedrohter Weltenherrscher. Aber einer, der sich durchsetzen wird. Am Ende des Evangeliums wird dem Leser nämlich klar, dass die Anbetung der Weisen den späteren großen Erfolg der Mission unter den Heiden bereits vorwegnimmt (28,19). Die Weisen aus dem Morgenland stehen für “alle Welt”, und sie stehen mit ihrer Profession auch für die Vereinbarkeit von Glaube und Wissenschaft.  
Bei aller literarischen Ausarbeitung hat die Geschichte einen wahren Kern. Die Weisen waren hervorragende Sternkundler und -deuter. In ihrer Heimat, dem heutigen Irak/Iran, sahen sie im Jahr 7 vor Christus im Westen die ohnehin recht hellen Planeten Saturn und Jupiter so nahe beieinander, dass man sie für einen einzigen, großen Stern halten konnte. Die “Weisen aus dem Morgenland” helfen damit bei der Datierung der Geburt Jesu, wie manche Forscher annehmen.

Wilfried Steller

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