Förderverein Kaiser-Wilhelm-Kirche
Taten zählen mehr als Worte
Der vollbesetzte Gemeindesaal an der Martinskirche zeigte, wie sehr den Christinnen und Christen im Dekanat die enge Verbundenheit mit der Kirche im Mabira-Distrikt ein Herzensanliegen ist. Mabira liegt im nordwestlichen, hügeligen Bergland Tansanias, teilweise begrenzt von den Staaten Uganda und Ruanda sowie dem berühmten Viktoriasee.
Da drei Viertel der Bevölkerung Tansanias von der Landwirtschaft (85% des Exports) leben, ist die Wirtschaft extrem anfällig einerseits durch Veränderungen bei den klimatischen Bedingungen (gleichmäßiger Wechsel der Trocken- und Regenperioden) und andererseits von den schwankenden Welt-Rohstoffpreisen. Die Lebensweise im Mabira-Distrikt wird stark geformt durch den phasenweise eklatanten Wassermangel mit fehlenden Wasserleitungen, die unterentwickelte Bildungs- und Infrastruktur sowie den dominierenden Kochbananen-Anbau. Tansania ist hier weltweit zehntgrößter Produzent mit jähr-lich 3,4 Millionen Tonnen.
Die Koch- oder Gemüsebanane wird gekocht oder gebraten gegessen und ist – vergleichbar der Kartoffel - das Grundnahrungsmittel der Bevölkerung im Mabira-Distrikt, wobei versucht wird, den Anbau alternativer Kulturen wie Bohnen oder der einheimischen Süßkartoffel weiter zu entwickeln.
Die Vortragenden zeigten eindrucksvoll die Tätigkeitsfelder des Arbeitskreises von den Anfängen durch den Früchter Pfarrer Rolf Rudolf Stahl bis zum jüngsten Besuch des Bischofs Benson Bagonza von der Karagwe-Diözese auf. Berthold Krebs führte nach der detaillierten Darstellung der einzelnen Projekte aus, es komme angesichts der Komplexität der Probleme darauf an, nicht einfach nur zu sagen: „Macht was!“ Stattdessen müsse man schlichtweg selbst mitmachen. In der Landessprache Swahili könnte man es so ausdrücken: Mwungawana ni kitendo = Die Taten eines Menschen zählen mehr als seine Worte“.
Die beiden zweisprachigen Broschüren der Mabira-AG („Maji ni uhai - Wasser ist Leben!“ und „Kwa pamoja – Gemeinsam!“) stellen mit hervorragendem Bildmaterial die einzelnen Projekte vor: Berufsaus- bildungsprojekt „MAVEC“, Mikro-Startup-Kredite für Frauen, Unterstützung des Gesundheitswesens, Jugendaustausch und gemeinsame Gottesdienstbesuche sowie die wichtige Haustank-Wasserversorgung.
Sigrid Paul hatte einen Verkaufstisch mit tansanischen Handarbeiten gestaltet, von dem rege Gebrauch gemacht wurde. Bei den beeindruckten Teilnehmenden blieben besonders drei kleine Video-Sequenzen in Erinnerung: In der ersten sprudelte das Wasser nach erfolgreicher Bohrung aus 200 Meter Tiefe in die Höhe und kann nunmehr die Wasserversorgung im gewissen Umfang ergänzen. Bei der nächsten Sequenz empfingen die Frauen die nassauische Delegation bereits am Dorfrand mit traditionellen Ngoma-Tänzen, begleitet von Trommeln und Chorgesang, die sich auch im lebhaften, zweieinhalbstündigen Gottesdienst fortsetzten. Als dann in der dritten Sequenz ein Mädchen gezeigt wurde, wie es durch therapeutische Übungen und orthopädische Hilfsmittel wieder gehen konnte, übersprang ihr glückliches Lächeln einen ganzen Kontinent: „Mungu anakupenda leo kuliko jana – Gott liebt dich heute noch mehr als gestern!“
Martin Gerhardt