Menu
Menü
X

Geistliches Wort

"Sei stark und mutig; ich bin bei dir"

Vor einigen Wochen habe ich ein Verkehrs-Sicherheitstraining absolviert, weil ich durch meine Augen-Operationen jetzt viel besser sehe, aber anders.

Was habe ich gelernt? Das Allerwichtigste – mit den Worten des Trainers: „Der Kopf ist heiliger als das Blechle!“ Personenschaden vermeiden ist also wichtiger als der eine oder andere Blechschaden. Ja, es kann Unvorhergesehenes auftauchen im Straßenverkehr - wie auch im Leben. Es ist freilich wichtig, darauf so gut als möglich vorbereitet zu sein. Doch dann braucht es vertrauensvolles Handeln.

Erstens: Ich muss darauf vertrauen, dass ich alles sehe (hoffentlich rechtzeitig), sodass ich angemessen reagieren kann. Zweitens: Ich muss darauf vertrauen, dass das Fahrzeug angemessen auf Gefahrensituationen reagieren kann. Beides wurde auf die Probe gestellt, indem wir auf nasser Fahrbahn beschleunigen sollten, während vor uns plötzlich ein Hindernis auftauchte – in diesem Fall eine Wasserwand, die aus dem Boden schoss. Hier gilt es besonnen zu handeln. Der menschliche Instinkt, dem Hindernis auszuweichen, ist zwar richtig, aber reicht nicht aus. Deshalb gilt drittens: beherztes Bremsen und dann erst Ausweichen. Oder anders ausgedrückt: Energie rausnehmen und dann den Kurs anpassen. Und ja, es braucht schon vor dem Losfahren Gottvertrauen – Vertrauen darauf, dass wir in schwierigen Situationen erstens von ihm gehalten werden und zweitens wissen werden, was zu tun ist.

Ein in diesem Jahr beliebter Taufspruch steht im Buch Josua: „Sei stark und mutig! Lass dich nicht einschüchtern und hab keine Angst. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst“ (Josua 1,9 NGÜ).

Als Jugendliche fand ich diesen Satz besonders stark, da er mir sowohl etwas abverlangt als mir auch etwas zusagt: Gott geht den Weg mit, der vor mir liegt. Genau das brauchen auch wir heute als Gemeinde mehr denn je.

Freilich merke ich, dass mir persönlich die bevorstehenden Veränderungen weniger Sorgen bereiten, als vielen unserer Gemeindeglieder und dem Kirchenvorstand. Das liegt daran, dass ich Kirche-Sein auch in ganz anderen Situationen – z. B. in der protestantischen Minderheit – erlebt habe. Daher kann ich nur sagen: Das geht! Wir dürfen darauf vertrauen, dass wir das Kirche-Sein nicht plötzlich verlernt haben, und wir dürfen ebenso darauf vertrauen, dass Gott den Weg mitgeht.

Angesichts der eingreifenden Umstrukturierungen herrschen viel Aufregung sowie Hektik und Panik abwechselnd mit mutloser Resignation. Da ist unendlich viel Energie im Spiel. Energie, die uns fehlt für den Weg, der vor uns liegt, wenn wir unsere Energie in Angst, Sorge und vielleicht sogar Wut vergeuden! Bei alledem muss es ja zuerst um die Menschen und um das künftige Miteinander gehen.

Deshalb gilt auch hier: Erst Energie rausnehmen, dann den Kurs korrigieren. Sonst geraten wir ins Schleudern! Das muss nicht sein, wenn wir besonnen und mutig handeln. Das Vehikel Kirche schafft das - und wir schaffen das auch! Und dann ist da auch noch Gott, der bei uns ist, wohin wir auch gehen.

Ihre Pfarrerin Lieve Van den Ameele


top