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Möge die Straße uns zusammenführen

Irische Segenswünsche mit ihren handfest-konkreten Formulierungen sprechen viele Menschen mehr an als traditionell-formelhafte Worte. Markus Pytlik hat daraus ein beliebtes Segenslied komponiert und getextet.

1. Möge die Straße uns zusammenführen / und der Wind in deinem Rücken sein; / sanft falle Regen auf deine Felder / und warm auf dein Gesicht der Sonnenschein.

Das Lied steht zwar nicht im Evangelischen Gesangbuch, sondern nur in zahlreichen landeskirchlichen Liederbüchern. Aber es ist äußerst beliebt und wird gerne als Schluss- und Segenslied in Gottesdiensten gesungen. Das hängt natürlich auch mit der Formulierung im Refrain zusammen, die doppelt gesungen wird:

Und bis wir uns wiedersehen, / halte Gott dich fest in seiner Hand.

Die Idee zu diesem Lied brachte 1988 der Lehrer und Kirchenmusiker Markus Pytlik (*1966) von einer Reise nach Irland mit. Die erste Strophe mit Refrain dichtete und komponierte Pytlik nach einem „Irischen Reisesegen“. Die irischen Segenswünsche sind seit vielen Jahren auch bei uns beliebt. Ihre konkreten und manchmal überraschenden Formulierungen malen ermutigende und positive Bilder vor unsere Seelen. Für die Strophen 2 bis 4 verwendete Pytlik zudem Gedanken aus einem Buch mit „Irish Toasts“, den irischen Trinksprüchen.

„Möge die Straße“ ist ein Lied mit vielen guten Wünschen für einen Menschen, von dem wir für eine Zeit lang Abschied nehmen müssen. In diesem Segenslied steht der buchstäblich zu erlebende „Rückenwind“ im erweiterten Sinn auch für eine allgemeine Unterstützung im Leben, der „Sonnenschein im Gesicht“ für Wohlergehen und ein „weiches Kissen“ für Geborgenheit. Der Wunsch nach Geborgenheit und gutem Geleit wird durch den Refrain verstärkt, wobei nun Gott als Geber des Segens ausdrücklich genannt wird: „Bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand.“ Gott möge gut auf uns aufpassen und für mich und den anderen sorgen.

Nicht jeder findet die humorige Aussage über Tod und Teufel angemessen: „Sei über vierzig Jahre im Himmel, bevor der Teufel merkt: Du bist schon tot.“ Doch dahinter steht eine allgemeine Erfahrung. Beim Abschied überkommt uns manchmal der wehmütige Gedanke: Es könnte ja zum letzten Mal gewesen sein, dass wir uns gesehen haben. Und dann ist der Wunsch da: Gott möge uns auch in seiner Ewigkeit wieder zusammenführen.

Reinhard Ellsel


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