Kirchenmusik
Höhepunkt der Passionszeit
Nach zwei bis drei Jahren als Wanderprediger wurde Jesus von Nazareth Anfang der Dreißigerjahre durch Kreuzigung zu Tode gebracht. Ein genaues Datum haben wir nicht, aber der Evangelist Johannes zeichnet den letzten Tag im Leben Jesu nach: Der römische Teil des Prozesses und die Hinrichtung fallen auf einen Freitag. Am Abend soll das Pessachfest beginnen, das an die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten erinnert. Gegen Mittag nageln römische Soldaten den Körper des Delinquenten an die Kreuzesbalken. Rund drei Stunden später, während in den Häusern zur Vorbereitung des Pessach-Mahles die Lämmer geschlachtet werden, stirbt Jesus, das Lamm Gottes.
Die musikalische Andacht zur Sterbestunde Jesu am Karfreitag um 15 Uhr in der Martinskirche erinnert an dieses Geschehen auf eine ebenso schlichte wie eindringliche Weise. In einem kleinen liturgischen Rahmen zeichnet die Lesung aus dem Johannesevangelium den Fortgang der Ereignisse nach, und geistliche Lieder, die Choräle der Johannespassion von Johann Sebastian Bach sowie Gemeindegesänge interpretieren das Geschehen im christlichen Kontext knapp und präzise. Die Musikauswahl beschränkt sich in protestantischer Manier auf die Verstärkung und Akzentuierung des Wortes: Sie steht ganz im Dienst der Botschaft. An den Klangkörper stellt das im Blick auf die Textverständlichkeit hohe Anforderungen, zumal lediglich ein Orgelpositiv für instrumentale Unterstützung sorgt.
Unter der Leitung von Dekanatskantor Ingo Thrun hat die Evangelische Kantorei Bad Ems den Höhepunkt der Passionszeit wieder einmal würdig, prägnant und zu Herzen gehend gestaltet.
Der Applaus, der sich am Karfreitag verbietet, sei hiermit als ein herzliches Dankeschön an die Mitwirkenden für die sehr ansprechende Gestaltung zum Ausdruck gebracht.
Wilfried Steller (Text und Foto)