Die "Letzten Dinge" sind nicht das Ende
Das wird zum Beispiel am vorletzten Sonntag im Kirchenjahr deutlich, der hierzulande mit dem Volkstrauertag zusammenfällt. Die Welt wird an diesem Tag aus der Sicht der Opfer von Krieg und Gewalt betrachtet, und es geht um Krieg und Frieden, um Volk und Völkergemeinschaft.
Am Buß– und Bettag kommen gesellschaftliche Fehlentwicklungen in den Blick, wobei der kritische Blick nicht nur auf „die anderen“ fällt, sondern auch auf uns selbst und unseren eigenen Anteil daran. Im Verhängnis brauchen wir eine neue Orientierung, neue Ziele. Wege zu Umkehr und Neuanfang werden daher aufgezeigt. In diesem Jahr wird es im ökumenischen Gottesdienst um 19 Uhr in St. Martin um das Wort „hoffentlich“ gehen. In ihm liegen die ganzen Wünsche und Sehnsüchte eines Moments, und gleichzeitig ist es bedroht von dem Schlimmen, das passiert ist oder passieren kann. Es sind genau diese Momente zwischen Hoffen, Bangen und noch nicht Wissen, die mich nach Gott rufen lassen: Hoffentlich hört er mich, hoffentlich schenkt er mir in diesem Moment etwas Ruhe und Geborgenheit. Das wäre schon viel angesichts der Unruhe in mir drin und um mich herum…
Der letzte Sonntag im Kirchenjahr ist für viele der Totensonntag. In Bad Ems feiern wir ihn jedoch als Ewigkeitssonntag, weil wir auf der einen Seite den Schmerz und die Trauer über unsere Verstorbenen wahrnehmen, zugleich aber über das Grab hinausblicken und gewiss sind, dass die Toten bei Gott ihren Frieden und ihre Seligkeit haben. Liturgisch kommt das darin zum Ausdruck, dass wir für jeden und jede der Verstorbenen eine Kerze entzünden, in deren Flamme sich das Brennende unseres Schmerzes ebenso spiegelt wie das Leuchtende und Wärmende unserer Zuversicht.
Wilfried Steller