Förderverein Kaiser-Wilhelm-Kirche
Die koptische Kirche Ägyptens
Vorsitzender Karl-Werner Köpper konnte im Juni zu einem weiteren Reisebericht von Martin Gerhardt berüßen.
Historische Bezüge ergaben sich bis in die Gegenwart hinein durch den zweimaligen Trier-Aufenthalt von Patriarch Athanasius von Alexandria (4. Jahrhundert n. Chr.). Dieser war der prägende Theologe über das 1. Ökumenische Konzil in Nizäa (325) hinaus, Verfasser der „Vita Antonii“ und legte erstmals den bis heute bestehenden Bibel-Kanon vor. Seine enge Freundschaft mit den Trierer Bischöfen Maximinus und Paulinus fußte auf enger theologischer Übereinstimmung. Deshalb ist vor einigen Jahren im hinteren Bereich des Trierer Domes unterhalb der Heilig-Rock-Kapelle die koptische „Athanasius-Kapelle“ eingerichtet worden.
Von erstaunlichen Pilgerreisen zeugt die beim Schloss Stolzenfels gelegene Hl.-Minas-Kapelle, in welcher sich ein Pilger-Tonkrug aus dem großflächigen Minas-Kloster im Nil-Delta befindet, welches bis zum Eindringen des Islams im Jahre 642 das „ägyptische Lourdes“ war und in den letzten Jahrzehnten wieder erblüht ist.
Das Interesse an der koptischen Kirche wurde beim Referenten Martin Gerhardt durch Begegnungen mit den Theologen Prof. Friedrich Heyer und Dr. Otto Meinardus (Koptologe) sowie Bischof Michael geweckt. Dieser gründete in seiner süddeutschen Diözese 26 koptische Gemeinden und initiierte den Bau oder die Übernahme von geeigneten Kirchen, so der großen Antonios-Klosterkirche in Kröffelbach (bei Wetzlar) und der Athanasius-Jungfrau-Maria-Kirche in Bitburg, die vom jetzigen Papst Tawadros II. eingeweiht wurde. Generalbischof Damian für Norddeutschland hat seinen Sitz im St. Mauritius-Kloster, einer ehemaligen Benediktinerabtei in Höxter-Brenkhausen (NRW). Die Mönchspriester betreuen die Gemeinden und mehrklassige Sonntagsschulen im weiteren Umfeld, so etwa der Priester Backkus die St.Maria-St.Elisabeth-Gemeinde in Wetzlar, Priester Samuel die Athanasius-Gemeinde in Bitburg, Priester Ologius das neue Nonnenkloster in Nieheim, dessen Äbtissin Axani aus dem weltweit ältesten Nonnenkloster der hl. Damiana stammt. Die Gottesdienste werden auch von Christen aus Eritra und Äthiopien besucht.
Nach den schrecklichen Bombenattentaten und Pogromen der 2010er Jahre hat es unter Präsident as-Sisi eine relativ stabile Entwicklungsphase gegeben, für die beispielhaft die Einweihung der Geburt-Jesu-Kathedrale (2017) im modernen Stadtteil Neu-Kairo und das Papal-LOGOS-Center als Konferenz- und Medienzentrum im Wadi el-Natrun (Sketische Wüste) stehen.
Der Referent zeigte mit anschaulichem Bildmaterial die synodale Struktur der Kirche (begründet von Apostel Markus um 60, +68) und den Ablauf der letzten Papstwahl in 2012 auf. Weitere Anknüpfungspunkte waren die im Mai dieses Jahres erfolgte 1.700-Jahrfeier des Konzils von Nicäa und der Festtag zur Ankunft der Heiligen Familie in Ägypten am 1. Juni mit der Inthronisierung von acht neuen Bischöfen. Anschließend wurde die Teilnahme am nächtlichen Weihnachtsgottesdienst in der St. Markuskathedrale mit Papst Shenouda und die Kontakte mit Synodal-Bischof Bishoy und dem legendären Müllarbeiterpriester Samaan geschildert.
In einem kurzen Exkurs wurden die vier Klöster im Wadi Natrun, das Marienwallfahrtskloster Durunka bei Assuit sowie die Besuche in der Oase Siwa und in nubischen Dörfern bei Assuan geschildert. Gerhardt konnte dann von der Teilnahme an den zeitlich kurz aufeinander folgenden Patronatsfesten und dem Epiphaniusfest in den Wüstenklöstern Paulus und Antonios berichten, die dank des hilfsbereiten Gastmönches Ruweis möglich wurde. Der Referent nahm die Anwesenden nach dem Besuch der historischen Antoniushöhle am Berge Kalzim am Galala-Felsplateau mit auf eine Wüstenwanderung, die teilweise dem Weg des heilige Antonios (+ 356) bei seinem Besuch des Altvaters Paulus von Theben (+341) folgte. Die abschließenden Höhepunkte für den Besucher waren jeweils die von den Abt-Bischöfen Agathon Paulus und Abskhiroun Antonios geleiteten nächtlichen, bis zum Morgengrauen andauernden Gottesdienste, deren schriftliche Konzeption sich in syrisch-koptischen Quellen bis ins 5. Jahrhundert zurückverfolgen lässt.
Dem Dankeschön des Vorsitzenden an den Referenten und die Küsterin für die hübsche Vorbereitung folgte der Hinweis auf den Bild-Vortrag „Bretagne – Normandie“ von Renate Köpper am 1. September diesen Jahres um 19 Uhr im Gemeindesaal.
Martin Gerhardt