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Den Glauben greifbar machen

„Das christliche Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden, nicht ein Sein, sondern ein Werden, nicht Ruhe, sondern eine Übung. Wir sind’s noch nicht, wir werden‘s aber“, sagte einst Martin Luther.

Wir halten unseren Körper fit durch Sport, Spiel und Bewegung. Die Schule ist dazu da, unseren Verstand und unser Denken zu trainieren. Genau so braucht die Seele Nahrung und Übung. Die christlichen Inhalte wollen kennengelernt, eingeübt und erinnert werden, sodass wir insbesondere dann, wenn wir sie brauchen, darauf zurückgreifen können.

Der schwedische Bischof Martin Lönnebo hat deshalb die „Perlen des Glaubens“ eingeführt. Er nennt sie ein „Übungs-Gerät“ für die Seele – eine Art „geistliches Training“. Die Perlen des Glaubens sind vielseitig verwendbar. Am besten immer mit einer Frage oder einem Statement verbunden.

Da ist die goldene Gottesperle – gibt es Gott? Fünf beige und ovale Perlen der Stille – was hilft mir, still zu werden? Die einzelne kleine weiße Ich-Perle – wer bin ich, und wer werde ich mal sein? Die größere weiße Tauf-Perle daneben – ich bin schon auf dem Weg. Die sandfarbene Wüstenperle – ich muss durch vieles hindurch. Die blaue Perle der Gelassenheit – was möchte ich vielleicht loslassen? Die erste der beiden roten Perlen der Liebe – ich brauche Liebe.Daneben die zweite rote Perle der Liebe – ich gebe Liebe weiter. Die kleinen Geheimnis-Perlen nebeneinander: grün – was sind meine Geheimnisse? Weiß 1 – helle? Weiß 2 – dunkle? Die dunkle Perle der Nacht – wovor habe ich Angst? Die weiße große Perle der Auferstehung – was macht mich glücklich? Zurück zur Gottesperle – Gott ist da für mich!

Als flämische Protestantin habe ich mich anfangs schwergetan mit den Perlen des Glaubens, als diese zum Beispiel im Bereich Kindergottesdienst auftauchten. Mich hat es zu sehr an den Rosenkranz meiner streng katholischen Oma Josephine erinnert. Ich konnte nicht sehen, dass Gott darin zu finden ist, den Rosenkranz durch die Finger zu schieben und dabei automatisch zu murmeln. Doch genau genommen ist auch der Rosenkranz – oder Paternoster – eine Hilfe zum Beten. Vielleicht gerade dann, wenn einem kein Gebet einfallen will.

Und die Perlen des Glaubens? Kindern und Heranwachsenden lassen sich mit Hilfe der Perlen des Glaubens – als sichtbare und greifbare Symbole – die Inhalte des christlichen Glaubens näherbringen. Erwachsenen können sie zur Vertiefung oder Vergewisserung dienen. Ja, wir Menschen sind nun mal taktile Wesen. Auch und gerade in unserer zunehmend virtuellen Welt können die Perlen des Glaubens Glaube zum Anfassen sein.

Lieve Van den Ameele


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