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Kaiser-Wilhelm-Kirche

Wohin mit der Kunst?

Der Förderverein zur Renovierung der Kaiser-Wilhelm-Kirche hat das zu Beginn der Sanierungsarbeiten eingehauste Altarbild von Bernhard Plockhorst auf seinen Zustand untersuchen lassen. Die Restauration des im nazarenischen Stil gemalten Werkes kostet knapp 5.000 Euro.

In diesen Tagen ist es mal wieder so weit: Die Sorgen um den Gebäudereichtum der Gemeinde sind mitunter schier erdrückend! Derzeit steht die Kaiser-Wilhelm-Kirche (KWK) auf Platz eins der Hit-Liste. Während die Planungen und Arbeiten zur Absicherung des Gebäudes im Hintergrund laufen, regen sich Sorgen um die Kunstgegenstände und andere Assets der maroden Kirche, allen voran das Altarbild von Bernhard Plockhorst (1825—1907), einem Vertreter der nazarenischen Kunst, über Jesus und die Samaritanerin am Brunnen.

Ja, das Bild spiegelt das Thema „Wasser“, welches prägend ist ebenso für die Konzeption der Kirche wie auch für ihren gegenwärtig ärgsten Feind. Ja, es stammt aus der Erbauer-Zeit. Ja, die Geschichte stellt ein wichtiges Glaubens-Fundament dar! Das ist alles wahr und wichtig und zu bedenken. Doch - wenn wir es zulassen - nimmt die Sorge um zum Beispiel dieses Bild so viel Zeit und Kraft in Anspruch, dass keine Zeit und keine Kraft mehr bleibt, um schlicht Gemeinde zu sein.

In dem Gespräch mit der Frau am Brunnen sagt Jesus: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr durstig sein. Das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm zu einer Quelle werden, die unaufhörlich fließt, bis ins ewige Leben“  (Johannes 4,14).

Ja, dieses Wort will Licht in der Nacht für uns sein! Es fokussiert uns auf Jesu Heilswirken! Nach dem Wort über das Wasser des Lebens folgt noch eine Gesprächssequenz über die Glaubens-Assets – die einen beten im Tempel in Jerusalem, die anderen nahe einem Berg in Samarien. Jesus führt die Frau zum Kern des Glaubens, welcher nicht in Gebets-Orten, sondern im Glaubens-Inhalt liegt.

Ungeachtet dessen, wie künstlerisch oder emotional wertvoll dieses Altarbild auch sein mag, es weist weit über sich hinaus! Wenn wir uns nur um das aus dem 19. Jahrhundert stammende Bild selbst kümmern, um seine Restauration und seine Aufbewahrung, dann verfehlen wir womöglich die Gute Nachricht, die es für hier und heute im 21. Jahrhundert birgt. Möge die Botschaft dieses Bildes uns Fundament und Leitfaden sein bei den eingreifenden Entscheidungen, die uns als einzelner Gemeinde und der ganzen Landeskirche bevorstehen.

Lieve Van den Ameele

Foto: Restauratorin Susanne Silbernagel und Jürgen Dötsch (Mitglied im Bau-Ausschuss) vor dem Altarbild der KWK. Es wurde 2019 eingehaust, um es während der Baumaßnahmen an und in der KWK zu schützen. Nun hat der Förderverein für die Renovierung der Kaiser-Wilhelm-Kirche das Gutachten einer Restauratorin organisiert. Ihre Empfehlung: Das Bild sollte gereinigt sowie trocken und luftig gelagert werden, um es vor weiteren Wasserschäden und Schimmel zu bewahren.

Die Restauration soll knapp 5.000 Euro kosten - das ist immerhin die Hälfte dessen, was die Gemeindearbeit im engeren Sinn in einem Jahr kostet. Selbst wenn es gelingt, das Geld dafür aufzutreiben, bleiben zwei wesentliche Fragen offen: Erstens: Das große Bild braucht einen Ort, an dem es sachgerecht und sicher aufbewahrt wird. In der Kirchengemeinde gibt es kaum einen Raum, in dem es nicht dominieren würde, während unser Glaubensleben das 19. Jahrhundert erfolgreich hinter sich gelassen hat. Zweitens: Wenn es ausgemacht ist, das Gemälde zu erhalten, was soll dann mit den vielleicht ebenfalls wertvoll erscheinenden Kunstgegenständen in der KWK geschehen? Es ist ja derzeit absolut nicht klar, was aus dem Gebäude werden wird.


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