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Potter-Passion | Dokumentation

Die Potter-Passion hat Aufmerksamkeit erregt. Das Evangelische Dekanat Nassauer Land berichtet darüber auf seiner Homepage, und das Evangelische Medienhaus hat auf Youtube einen Beitrag veröffentlicht. Der April-Newsletter der Kirchengemeinde fasst das Anliegen wie auch die Durchführung zusammen.

Externe Links:

www.evangelisch-nassauer-land.de

www.indeon.de/glaube/harry-potter-in-der-kirche

www.facebook.com/photo

https://www.instagram.com/indeonmagazin/reel/C48VhFkOWQd/

 

Nicht ohne den sprechenden Hut

Liebevoll mit dem "Sprechenden Hut" dekoriert war der Altar in der katholischen Pfarrkirche St. Martin für den Auftakt der Potter-Passion. Anschließend ging es in einem Fackelzug zum evangelischen Gemeindehaus. Zwischen den insgesamt vier Filmen konnte man unter der Anleitung von Sara Wagner Quidditch spielen und mit Valentina Bader Zauberstäbe basteln (unten links). Im nächsten Jahr soll es eine Fortsetzung geben. Über das Projekt berichten das Evangelische Medienhaus und das Evangelische Dekanat Nassauer Land.

 

Das Projekt

Die Filme über Harry Potter in einer Kirche? Auf den ersten Blick klingt das grotesk, denn Zauberei und Christentum schließen einander aus. Auf den zweiten Blick sieht das völlig anders aus, denn wenn man das Zaubern entmythologisiert, kommt ganz Alltägliches dabei heraus: Mit unseren Worten und unserem Auftreten bewirken wir bekanntlich sehr viel: Wir beruhigen oder verletzen, wir machen Angst oder stiften Vertrauen. Schon jedes Kleinkind hat mit seinem Schreien und Lachen, mit seiner Mimik und seinem Gefuchtel mit den Händen unwillkürlich ein gewisses Maß an Macht, wie junge Eltern durchaus wissen. Am Ende kommt es darauf an, wie wir mit dieser - mitunter durchaus unheimlichen - Fähigkeit der Einflussnahme auf andere umgehen: ob wir sie zum Guten oder zum Bösen nutzen.

Im Abschluss-Gottesdienst (Foto links oben) kam diese Frage nicht nur in der Ansprache von Pfarrer Michael Scheungraber und Pfarrerin Lieve Van den Ameele zur Sprache (siehe Seite 6-7), sondern auch in der Gestaltung des Kirchenraums. Da gab es den Spiegel, der mir zeigt, was ich liebe, und manchmal auch, was ich nicht so gerne sehe (Foto links unten). Mit einer Kerze vor dem Altar konnten die Teilnehmenden eine Hoffnung oder ein Highlight zum Ausdruck bringen, mit einem Stein eine Sorge oder eine Last.

Eine wesentliche Rolle spielte auch der Snitch, denn die Frage: „Wie kann ich neu anfangen? Was kann für mich ein Game-Changer sein?“ beschäftigt uns alle immer wieder einmal. Auf Zetteln konnte man notieren, was dazu führt, dass die Karten neu gemischt sind.

Ein Schatzkästchen stand bereit, um Fürbitten aufzunehmen, die anschließend verlesen wurden; von dieser Möglichkeit wurde reichlich Gebrauch gemacht. Eine Harry-Potter-Wand mit Zitaten (siehe Seite 7) zeigte viele Anknüpfungspunkte zur eigenen Realität und verdeutlichte, dass die Film-Inhalte anschlussfähig zum christlichen Denken sind.

Einen „Zauber“ der ganz besonderen Art bot die Möglichkeit, sich am Taufbecken als Segenshandlung ein Wasserkreuzchen auf die Handfläche geben zu lassen (Foto rechts).

Noch einmal ganz anders als in Worten gab es Harry Potter im Abschluss-Gottesdienst auf die Ohren, weil Jan Martin Chrost es sich nicht hatte nehmen lassen, an mehreren Stellen Stücke aus der Filmmusik auf der Orgel zu intonieren.

Die Potter-Passion war ein Experiment, aber auch eine Überzeugungstat. Ein Experiment, weil es in der Kirchengemeinde ein solches „Event“ noch nicht gegeben hat und auch nicht eine ökumenische Zusammenarbeit, die das städtische Jugendzentrum mit einbezogen hat. Dieses Experiment ist auf jeden Fall gelungen, denn das Vorbereitungsteam aus Claudia Jedrzejewski (JuZ), Pfarrer Michael Scheungraber, Bezirkskantor Jan Martin Chrost (beide Pfarrgemeinde St. Damian / St. Martin) und Pfarrerin Lieve Van den Ameele hat nicht nur harmonisch zusammengearbeitet, sondern auch eine Schnittmenge an Film-Inhalten gefunden, die für Kinder und Jugendliche wichtig sind. Nicht zuletzt war die Kooperation auch insofern erfolgreich, als man gemeinsam eine ansehnliche Schar aus Kindern, Jugendlichen und Eltern zur Teilnahme bewegen konnte.

Für Lieve Van den Ameele war das Projekt eine Überzeugungstat. Inspiriert war die Pfarrerin von einem ähnlichen Projekt, das sie während ihrer Studienzeit in Oslo miterlebt hatte. Und sie war sich sehr sicher, dass die nach außen hin weltlich-fantastische Geschichte um Zauberei und Macht in ihrem Inneren durchaus verträglich ist mit christlichem Denken und sogar eine wichtige Botschaft in sich trägt. Und darin war sie sich mit dem Vorbereitungsteam schnell einig. Der Plan ist auf jeden Fall, im nächsten Jahr eine Fortsetzung der Potter-Passion anzubieten.

Wilfried Steller

 

Liebe ist stärker

Dialogpredigt in der Pfarrkirche St. Martin am 25.3.2024

 

Pfarrer Michael Scheungraber

Pfarrerin Lieve Van den Ameele

Sag mal, was hat denn Harry Potter eigentlich mit Passion zu tun?

Gute Frage! Auf den ersten Blick geht es um Zauberei, aber eigentlich geht es um was ganz Anderes.

Jetzt bin ich aber gespannt!

Es geht um Liebe, Freundschaft, Mut und vor allem um den Umgang mit Gut und Böse. Harry Potter muss sich immer wieder entscheiden, ob er seine Stärken zum Guten oder zum Bösen einsetzt.

Ja, richtig! Das ist aber immer wieder eine große Sache – wie entscheide ich mich richtig?

So ist es. Und jetzt könnte man meinen, wenn Harry beim ersten Mal gelernt hat, wie er sich für das Gute entscheidet, dann weiß er es doch. Aber nein, er muss es immer wieder neu suchen und finden. Der Weg geht über Zweifel und manchmal sogar Selbstzweifel. Im zweiten Film, Kammer des Schreckens, sagt Prof. Dumbledore das auch zu Harry: „Es sind nicht unsere Fähigkeiten, die zeigen, wer wir sind, sondern unsere Entscheidungen.“

Und es ist wie im „echten Leben“. Auch wir müssen immer wieder entscheiden zwischen dem richtigen Weg und dem leichten.

Und genau darum geht es doch auch in der Passionszeit.

Ja, bis hin zu Jesus, der noch im Garten Gethsemane vor der Frage steht: Ziehe ich das durch – gehe ich den Weg zum Kreuz weiter? Und er betet: „Vater, gibt es nicht noch einen anderen Weg?“ Und dann die Entscheidung: „Vater, dein Wille geschehe.“

Das ist eine Geschichte von Gründonnerstag.

Genau. Nach Gründonnerstag kommt Karfreitag und dann Ostern. Die Antwort auf Hass, Wut und Gewalt ist Liebe. Gott antwortet nicht auch selbst mit Gewalt, sondern er verhilft der Liebe zum Durchbruch. Gott hat uns zuerst geliebt. So sehr, dass er seinen einzigen Sohn gegeben hat, damit wir leben.

An Ostern ist das Kreuz leer, das Grab offen. Der Weg ist frei. Wir Evangelischen haben für 2024 als Jahreslosung den Rat: "All eure Dinge lasst in der Liebe geschehen" (1. Korinther 16,14).

„Liebe ist der mächtigste Zauber“, das gesteht sogar Valdemort eines Tages ein. „Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen“, heißt es im ersten Brief des Apostel Paulus an die Christen in Korinth. In der Bibel dreht sich alles um Gottes Liebe zu uns und die Liebe der Menschen füreinander.

Und dann ist da noch die Macht der Worte.

Ja, die Worte darf man nicht unterschätzen. Sie können einen Menschen aufbauen oder ihn vernichten.

Ganz spannend finde ich auch immer den “Goldenen Snitch“. Die Frage ist nämlich schon, was ist wertvoll in meinem Leben, und was kann ein Game-Changer sein? Was kann die Dinge zum Guten ändern?

Liebe,

Freundschaft,

Ehrlichkeit und Mut,

Zuversicht. Irgendwann sagt Prof. Dumbledore auch so was wie: Glück und Zuversicht sind auch in dunklen Zeiten zu finden, du darfst nur nicht vergessen, das Licht anzuschalten.

Ja, es ist gut, wenn einem ein Licht aufgeht bei all der Dunkelheit. „Licht der Liebe, Lebenslicht. Gottes Geist verlässt uns nicht“, heißt es in einem Lied.

Dessen dürfen wir uns sicher sein. Gott ist immer bei uns. Nicht, dass einem nichts passieren kann. Wie sagt Harry doch: „Ich suche keinen Ärger, meist findet der Ärger mich.“

Was wir von Ostern und auch von Harry Potter lernen können, ist:

Liebe ist stärker sogar als der Tod.

Also lasst uns Gottes Liebe weitergeben.

Und der Friede Gottes,

der höher ist als unsere Vernunft,

der halte unseren Verstand wach und unsere Hoffnung groß

und stärke unsere Liebe.

AMEN.


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