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Was ich mitgenommen habe

Von den Gottesdiensten her war mir unsere Pfarrerin ein Begriff, kennengelernt hatte ich sie während unseres Ökumenischen Gemeindefestes.

Diese Begegnung war für mich beeindruckend. Ich setzte mich zu ihr und statt des erwarteten, einem Fest "gebührenden" Smalltalk sagte sie: "Ich mache mir Sorgen". Sorgen?

Frau van den Ameele berichtete von den Vorbereitungen zu dem Fest und wie viel Arbeit für jedes einzelne Mitglied im Kirchenvorstand das bedeutet hatte. "Ich mache mir Sorgen, Sie arbeiten zuviel und ich hoffe, dass Sie gesund bleiben".

Dieser Gedanke an den ANDEREN wurde uns - dem neuen Vorstand - von Anfang an "in die Wiege gelegt". Die Sorge um die Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen, wie geht es denen eigentlich bei uns? Vor allem die Sorge um die Flüchtlinge, was können wir tun? Wie bewerkstelligen wir die Hilfe, ohne übergriffig zu werden oder Menschen zu beschämen. 

Wir sollten lernen, vorsichtig auch untereinander zu sein und das Miteinander übten wir unter professioneller Hilfe.

Ja, es ging unserer Pfarrerin um den Menschen, nicht zuletzt um Minderheiten, wir lernten: Unsere Welt ist BUNT. Das war ihr wichtig. Und: Wir sind EINE Welt.

Ja, wir lernten.

In diesem Zusammenhang kommt mir Antoine de Saint-Exupery in den Sinn, dem dieses Zitat zugeschrieben wird: "Wenn du ein Schiff bauen willst, beginne nicht damit, Holz zusammenzusuchen, Bretter zu schneiden und die Arbeit zu verteilen, sondern erwecke in den Herzen der Menschen die Sehnsucht nach dem großen und schönen Meer."

Wir lernten, dass Arbeit mehr ist als das Erledigen der uns übertragenen Aufgaben, sondern wichtig ist die Begegnung mit den Menschen, für die wir die Arbeit "mit der Liebe im Herzen" (A.de Saint-Exupery) erledigen. Ich zitiere den jüdischen Philosophen Martin Buber: Rabbi Mosche Löb erzählte: "Wie man die Menschen lieben soll, habe ich von einem Bauern gelernt. ... Und als sein Herz vom Wein bewegt war, sprach er seinen Nachbarn an: Sag, du, liebst du mich oder liebst du mich nicht? Jener antwortetet: Ich liebe dich sehr. Er sprach: Du sagst, ich liebe dich und du weisst doch nicht, was mir fehlt. Liebtest du mich in Wahrheit, du würdest es wissen... Ich aber verstand: Das ist die Liebe zu den Menschen, ihr Bedürfnis zu spüren und ihr Leid zu tragen."

In den Jahren mit unserer Pfarrerin habe ich für mich persönlich wertvolle Erkenntnisse gerne aufgenommen und mitgenommen. Dafür danke ich von Herzen.

Angelika Hille


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