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Gesitliches Abschieds-Wort

Die Liebe als Erkennungszeichen

Nun ist es soweit: Nach 7½ Jahren steht für mich nicht nur der Abschied aus Bad Ems an, sondern auch – nach insgesamt gut 25 Jahren – der Abschied aus dem aktiven Dienst als Pfarrerin.

Fortan darf ich alles, muss aber nichts mehr. Mal sehen, wie sich das gestalten lässt…

Meine Zeit hier in Bad Ems war geprägt von Umbrüchen. Zu meinem Dienstantritt wurde der Wegfall einer Pfarrstelle (ungeachtet der Anzahl der Gemeindeglieder) faktisch vollzogen – amtlich erfolgte der Wegfall der Pfarrstelle 2023. Schon in den vergangenen Jahrzehnten war die Gemeinde in wechselnder Besetzung häufig von nur einer Pfarrperson begleitet worden – so entschied man sich, dies festzuschreiben. Die neue Pfarrstellenbemessung sah zwar ab 2026 entsprechend der Gemeindegliederzahl wieder 1½ Pfarrstellen für Bad Ems vor, doch auf Wunsch des Pfarrehepaars aus Oberlahnstein wurde dies wieder rückgängig gemacht. Freilich verbunden mit dem Auftrag, kräftig in Bad Ems mit anzupacken!

Mein Auftrag bestand 2018 zunächst darin, den Kirchenvorstand zu stärken und zu begleiten sowie das Gemeindeleben wieder flott zu machen. Nicht vermittelt worden war mir, dass zum Beispiel die Konfirmanden-Arbeit und perspektivisch die Kinder- und Jugendarbeit bereits an  Pfarrpersonen in der Kooperation versprochen worden waren. Das war – gelinde gesagt – etwas unglücklich und eher unweise.

Die bestehenden Gruppen (Chor/Kantorei, CVJM, Konfi, KiTa) waren eher vom Nebeneinander als einem Miteinander geprägt. Versuche, zu vermitteln, wurden mit offenbar lange eingeübter Skepsis quittiert. Und schließlich habe ich gespürt, dass manche eine Pfarrperson als die fremde Ente im Weiher betrachten…

Die Coronazeit hat dann nicht nur Negatives gebracht, sondern auch reichlich Möglichkeiten, Dinge neu zu denken. Vieles war weggebrochen. Es war Zeit für Neues. Manches davon hat sich bewährt und wird weiterleben. Anderes musste nach Corona nochmals neu gedacht werden.

Der Kirchenvorstand braucht dringend weitere Verstärkung, um die Geschäfte der Gemeinde gut und einmütig führen zu können. Das Leitungsgremium wurde und wird von außen mit einer gewissen Skepsis betrachtet, weil es Neulinge und neue Ideen nicht immer leicht haben. Die Furcht vor Kritik hindert am Mitmachen. Es käme aber darauf an, die Liebe und das herzliche Willkommen Gottes mit vollen Händen weiterzugeben.

Bei allen Veränderungsnotwendigkeiten ist es mir stets wichtig gewesen, darüber nachzudenken, was es heißt, Kirche und Gemeinde Jesu Christi zu sein im Hier und Jetzt. Zentral waren für mich dabei die Worte Jesu im Johannes-Evangelium: „An eurer Liebe zueinander werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid“ (13,35).

Um ein Miteinander zu ermöglichen, muss Gemeinschaft, muss Vertrauen entstehen. Vertrauen gibt es nicht immer am Wegesrand zu pflücken. Dazu muss man Gelegenheiten schaffen: Kommunikative Bistro-Tische beim Kirchencafé, auch mal ein Stück Kuchen, ein leckeres Mittagessen vor der Gemeindeversammlung…

Und warum soll nur der Kirchenvorstand Verantwortung ablegen bei der Gemeindeversammlung? Die seit 2023 eingeführten schriftlichen Berichte aller Gruppen und Kreise jährlich am letzten Sonntag nach Epiphanias wurden zur guten Gewohnheit und sind Grundlage guter Gespräche darüber, wie es weitergehen kann.

Corona hat uns gelehrt, nach Kommunikations-Möglichkeiten zu suchen und die (Gottesdienst)-Gemeinde aktiv mit einzubinden: Grußkarten für die Nachbarn zu Weihnachten, Ostern etc. Und wenn alle über den Valentinstag reden, dann schicken wir eben einen Valentins-Gruß an ausgewählte Altersgruppen. Und da eine Pfarrperson nicht alle Jubilare besuchen kann und jede Auswahl hier ungerecht wäre, erhalten seit 2018 zu besonderen Geburtstagen alle – ob 18 oder 80 – einen Gruß aus der Kirchengemeinde.

Eines ergibt das andere: Vor einigen Monaten erfolgte eine Anfrage des Seniorenbüros „Die Brücke“, ob der Gruppenraum im Haus der Kirche für die „Smartphone-Sprechstunde für Senioren“ als vorübergehende Bleibe während des Umbaus des alten Rathauses genutzt werden könne. Ehrlich gesagt hoffe ich insgeheim, dass die Sprechstunde dauerhaft hier bleibt, denn so etwas hatte ich mir schon die ganze Zeit für unsere Senior*innen gewünscht.Eines ergibt das andere: Aus den einmal im Jahr stattfindenden Wochenenden für 6-9-Jährige (Turm-Detektive im September) und 10-13-Jährigen (Crazy Angels im Advent) entstand der Wunsch nach einem kontinuierlicheren Treffen – so entstand die Konfetti-Gruppe: ein monatliches Treffen für Kinder ab der 3. Klasse. Hatte die Pfarrerin bei den ersten Wochenenden noch selbst für Muffins oder Waffeln nach dem Abschluss-Gottesdienst am betreffenden Wochenende gesorgt, so übernahmen dies die Eltern bereits beim zweiten Mal.

Eines ergibt das andere: Die entstandenen Kontakte mit Familien ermöglichten eine viel intensivere Kooperation mit Konfi-Eltern.

Wie heißt es noch in dem Kinderlied? „Wir sind das Salz in der Suppe der Gemeinde!“ Ja, Gemeinde mag sich manchmal wie ein traditioneller Eintopf aus Kindertagen oder auch mal wie eine ziemlich exotische Suppe anfühlen. Doch ohne Salz ist alles schal!

Bleiben Sie behütet!

Ihre Pfarrerin Lieve Van den Ameele


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